Wie fing der Kult um den Körper an? Dieser Frage geht eine sehenswerte Ausstellung in Baden-Baden nach.

Baden-Baden - Erste Prothesen, Trimm- und Röntgengeräte, in der Medizin genutzte Vibratoren – all dies ist ab kommenden Samstag im Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden zu sehen. Eine Ausstellung zeigt, wie die Körperoptimierung begann. „Bis zum 19. Jahrhundert sprach man vom Körper als ‚Leib’, dieser Begriff war kosmologisch verbunden, man war Natur und Gott schicksalhaft ausgeliefert“, sagte Museumsdirektor Matthias Winzen bei einer Pressebesichtigung mit Sicherheitsabstand. Dann entwickelte sich der Begriff des ‚Körpers’. „Der Körper ist ein Projekt des Einzelnen, das heißt, man sagte nicht mehr ‚lieber Gott, hilf’, sondern formte, optimierte und operierte den Körper“, erläuterte Winzen. Beides spiegele sich in der Wissenschaft und der Kunst wider.

 

Propheten, Heiler und Kurpfuscher

Präsentiert werden auch Badewannen aller Art, Wellenbadschaukeln und elektrische Wasserbäder, die helfen sollten, sich lebendiger zu fühlen. „In der aufkommenden Kur- und Badekultur tummelten sich auch zahlreiche Propheten, Heiler und Kurpfuscher“ so Winzen. Sie schworen etwa auf Licht- und Luftbäder oder sogar auf die Kokosnuss als einzig wahre Nahrungsquelle. Wie Maler, Bildhauer und Karikaturisten die rasanten Neuerungen sahen, zeigt die Ausstellung ebenfalls.

Die Schau unter dem Titel „Baden in Schönheit. Die Optimierung des Körpers im 19. Jahrhundert“ endet am 28. Februar 2021. Sie entstand im Rahmen des Kooperationsprojektes BADEN gemeinsam mit dem Stadtmuseum Baden-Baden und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.