Hape Schöpflin aus Rot fotografiert die Insektenwelt im Stadtpark und im Greutterwald; einen Teil seiner Bilder zeigt er ab Donnerstag, 15. November, in der Stadtteilbibliothek an der Burgunderstraße.

Zuffenhausen - Eigentlich ist Chester an allem Schuld: Der Bretonische Spaniel braucht seinen täglichen Auslauf und Hape Schöpflin kommt das sehr gelegen: „Ich bin schon immer gerne draußen gewesen.“ Weil er außerdem auch schon immer gerne fotografiert hat, begann er irgendwann, mit der Smartphone-Kamera und quasi en passant die Insekten im Bild einzufangen, die ihm bei den Streifzügen durch den Zuffenhäuser Stadtpark, den Greutterwald und die angrenzenden Wiesen begegnen.

 

Vom Gassi-Geher zum Krabbeltier-Fan

Einen Teil seiner Ausbeute zeigt der Hobbyfotograf ab morgen in der Zuffenhäuser Stadtteilbücherei, in der Ausstellung „Natürlich! Leben am Rande... des Weges“. Und man kann nur staunen, was es so alles gibt, fast unmittelbar vor der eigenen Haustüre: Archaische Wesen, wie die gemeine Skorpionfliege oder die Feuerwanze, aber auch so zarte Schönheiten wie den Bläuling. Die eigentliche Frage ist im Grunde aber eine andere: Warum bestaunt man im Urlaub Stabheuschrecken, Zikaden und anderes Getier und hat zu Hause nicht den geringsten Blick dafür übrig?

Für den in Rot ansässigen Hape Schöpflin waren diese Foto-Expeditionen mit Hund jedenfalls rechte Augenöffner. Denn wie es eben so ist: Kaum hatte er begonnen, genau hinzusehen, tat sich ihm eine ganz neue Welt auf. „Oft muss ich daheim googlen, was ich da eigentlich fotografiert habe.“ Wie bei seinem derzeitigen Lieblingsmotiv, dem Großen Breitrüssler – ein Käfer, der ein wenig wie eine verkleidete Erdnuss anmutet. Sieht man das Foto, würde man niemals annehmen, dass es sich dabei um eine einheimische Tierart handelt.

Schiffskoch statt Wildhüter, jetzt Licht- und Tontechniker

Bemerkt er eigentlich ein Insektensterben? Nicht direkt, sagt Schöpflin. Allerdings ist ihm bei den sonntäglichen Touren im Magstadter Forst – im Zuffenhäuser Stadtpark sind ihm dann zu viele Menschen unterwegs – etwas anderes aufgefallen: Die Ränder der Waldwege werden dort seit einigen Jahren verstärkt gemäht und damit der Lebensraum vieler Insekten zerstört. Einen solchen Rückschnitt gebe es in Stuttgart zwar auch, aber zum Glück erst nach der Insekten-Saison. „Ist das nicht wieder typisch Mensch? Erst alles plattmachen und dann künstlich Blumen gegen das Insektensterben sähen. Anstatt vorher mal nachzudenken.“

Ursprünglich haben ihn übrigens eher die großen Tiere interessiert: Eine Ausbildung zum Tierpfleger in der Wilhelma sollte ihn einst seinem Berufsziel, Wildhüter in Afrika, näher bringen. Es hat nicht geklappt. Dafür führte ihn ein Intermezzo als Schiffskoch auf einem ehemaligen Frachter der DDR-Flotte bis ans Horn von Afrika, obwohl das Schiff eigentlich nach Indonesien hätte überführt werden sollen: „Aber der Reederei ist unterwegs das Geld ausgegangen“, lacht er heute darüber. Als freier Licht- und Tontechniker zu arbeiten ist da schon bodenständiger; und seit er auf den Hund gekommen ist, müssen es auch keine Fernziele mehr sein.

Hund Chester hat sich indessen schon daran gewöhnt, dass Herrchen während der gemeinsamen Spaziergänge über allerlei Krabbelgetier in Verzückung gerät. Morgen Abend in der Bücherei ist er mit Ausnahmegenehmigung auch mit dabei, schließlich hat er Hape Schöpflin zu seiner allerersten Ausstellung verholfen.