Historische Plakate geben im Stadtmuseum einen interessanten Einblick in die Gefahren der Arbeitswelt vor 90 Jahren.

Ebersbach - Historische Plakate zur Unfallverhütung – sehr spannend hört sich das nun wirklich nicht an. Doch die Ausstellung dazu im Stadtmuseum Alte Post in Ebersbach ist unerwartet interessant, gibt sie doch Einblick in die Arbeitswelt vor rund 90 Jahren. So alt sind die meisten der Plakate, die im Obergeschoss des Museums zu sehen sind. Zu dieser Zeit war für viele die Bedienung von Maschinen noch ungewohnt. Dazu waren die Arbeitsbedingungen oft schlecht. Egal ob es die Arbeiter mit Maschinen, elektrischem Strom, mit Pferden oder noch PS-stärkeren Lokomotiven und Lastwagen zu tun hatten – überall lauerte die Gefahr, verletzt oder im schlimmsten Fall sogar getötet zu werden. Dies dokumentieren auch historische Zeitungsmeldungen über Arbeitsunfälle, mit denen der Leiter des Museums, Uwe Geiger, die Ausstellung „Gefahren der Arbeit. Unfälle und Todesfälle. Historische Arbeitsschutzplakate“ angereichert hat.

 

Direkter Bezug zu Ebersbach

Wenngleich die Plakate im Auftrag des Verbands der Deutschen Berufsgenossenschaften durch die Unfallverhütungsbild Gesellschaft herausgegeben wurden, haben sie einen direkten Bezug zu Ebersbach. Sie waren Bestandteil der Lehrmittelsammlung der örtlichen Gewerbeschule, die mittlerweile selbst Geschichte ist.

Auffallend ist die hohe Qualität der Plakate, von denen viele von Grafikern oder Künstlern gestaltet wurden. Manche wirken wie Gemälde, andere erinnern an die politischen Plakate der Arbeiterbewegung. Plakativ sind sie allemal. Eines der Ausstellungsstücke zeigt einen Mann mit verdrehten Augen und dramatischem Griff ans Herz. Er hat eine Stromleitung berührt. Hinter ihm steht ein Skelett mit erhobenem knöchernem Zeigefinger und darüber in großer Schrift: „Strom ausschalten. Sonst bist Du mein.“

Wie gefährlich die Errungenschaft Strom war, belegt auch ein Zeitungsartikel vom 1. August 1905. Bei der Verlegung der elektrischen Leitung im Ebersbacher Pfarrhaus bestieg ein Monteur einen Strommasten, der fast vollständig ausgegraben war. Der Mast fiel um, der Mann schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf. Er starb wenig später.

Drastische Darstellung

Andere Plakate zeigen, wie Hände oder Kleidungsstücke in Maschinen gezogen werden, und warnen vor einem allzu leichtfertigen Umgang mit der Technik. Interessant sind nicht nur die drastische Darstellung und Sprache, sondern auch, dass der Betrachter häufig nur noch spekulieren kann, welche Maschinen er da zu sehen bekommt. Längst haben modernere Geräte sie ersetzt. Andere Botschaften dagegen sind heute noch topaktuell. „Eine schlechte Leiter kann dein Tod sein“, heißt es auf einem Plakat, das einen Mann zeigt, der hintüber von der Leiter kippt.