Eine neue Ausstellung in Fellbach gibt Einblicke in die außergewöhnliche Karriere des italienischen Fotografen Ivo Saglietti. Er hielt mit seiner Kamera Szenen fest, wo andere wegschauten. Er veröffentlichte international und bekam namhafte Preise.
Genau 53 Schwarz-Weiß-Fotografien hat Kuratorin Tiziana Bonomo aus dem umfangreichen Werk des italienischen Fotografen Ivo Saglietti ausgewählt, ab Freitag sind sie in der Galerie der Stadt Fellbach zu sehen. Sie geben Ein- und Rückblicke in das Leben und den Alltag in Lateinamerika, Marokko oder ein Kloster in Syrien, um nur ein paar Beispiele zu nennen, wo Saglietti mit seiner Kamera Szenen festhielt, wo andere wegschauten.
Saglietti hatte als auch politischer Fotograf bestimmte Vorstellungen von dem, was er zeigen wollte. Seine Fotos wurden in namhaften Magazinen wie „Newsweek“, „Times“, „Spiegel“ und auch auf dem Titel des „New York Times Magazine“ gedruckt. Sagliettis Arbeit wurde international ausgezeichnet. In Lateinamerika dokumentierte er den Militärputsch von Augusto Pinochet, den Bürgerkrieg in El Salvador und das Leben der Menschen zu Zeiten der Cholera in Peru. Dafür erhielt er seinen ersten World Press Photo Award in der Kategorie „Daily Life“. Es ist die höchste Auszeichnung für Fotografen.
„Die Ausstellung in Fellbach unterstreicht Sagliettis bedeutenden Beitrag zum italienischen Fotojournalismus und seine Entwicklung zu einem der großen Fotojournalisten des Landes“, heißt es in der Ankündigung des Kulturamtes Fellbach. Die Schau ist in Kooperation mit der Agentur „Zeitenspiegel Reportagen“ entstanden. Die Agentur gibt es seit 1985, der Journalist und Fotograf Uli Reinhardt hat sie in Weinstadt-Endersbach als „Gemeinschaft von Schreibern, Fotografen und Filmern, die rausgehen und Geschichten zurückbringen“ gegründet.
Den international tätigen „Zeitenspiegel“ und Fellbach verbindet der Hansel Mieth-Preis. Er wird von der Agentur verliehen, bereits 26-mal, und jeweils im Rathaus in Fellbach feierlich überreicht. Die aus Berglen-Oppelsbohm stammende Fotografin Hansel Mieth war mit dem Fellbacher Otto Hagel, ebenfalls Fotograf, verheiratet gewesen und vor allem in den USA tätig. Die Agentur „Zeitenspiegel“ hat sie zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Mieth ist 1998 in Kalifornien gestorben.
Oft für Monate unterwegs
Ivo Saglietti war gut zwei Jahrzehnte für den „Zeitenspiegel“ unterwegs. Die Agentur wurde 1992 auf ihn aufmerksam, in Havanna. Dort war er mit seiner Kamera unterwegs, erzählt Uli Reinhardt. Saglietti ist 1948 in Toulon in Frankreich geboren. Er lebte in Mailand, Turin und Genua, wo er vor einem Jahr verstorben ist. Für eine Reportage war er oft monatelang vor Ort. Ivo Saglietti war ein leidenschaftlicher Fotograf, „er lebte für die Fotografie“, erinnert sich Uli Reinhardt. Die beiden sind Freunde geworden. Die Liebe für Fotoreportagen verband sie. „Als im Kosovo serbische Soldaten und Paramilitärs Menschen immer brutaler drangsalierten und Dörfer überfielen, dokumentierte Saglietti bereits ab 1998 als einer der ersten Fotografen die Lage vor Ort. Massaker an Zivilisten, verzweifelte Flüchtende, den Alltag nach dem Krieg“, so Reinhardt.
Raus aus der Komfortzone
„An seinen Projekten arbeitete er oft jahrelang“, beschreibt Uli Reinhardt die Hartnäckigkeit von Ivo Saglietti und erinnert an die Zeit, die Saglietti im Kloster Mar Musa in Syrien zugebracht hat. Eindrücklich habe er festgehalten, wie dort Christen und Muslime miteinander ins Gespräch kommen. Er hat die zweite Intifada und den israelisch-palästinensischen Konflikt hautnah miterlebt.
Sagliettis Mutter war Französin, der Vater Italiener. Das Thema „Grenzen in Europa“ lag ihm am Herzen, „im Olivenbaum sah er das Sinnbild für den Mittelmeerraum“. Begonnen hat er seine fotografische Laufbahn in Turin. „Seine Auftraggeber waren Firmen, zum Beispiel Lavazza“, erzählt Uli Reinhardt. Es sei Sagliettis freie Entscheidung gewesen, sich der kritischen Fotografie und dokumentarischen Reportagen zuzuwenden und die Komfortzone zu verlassen. „Saglietti war meines Wissen der einzige Fotograf, der zweimal beim Magazin ‚Life’ angestellt war und dort zweimal gekündigt hat“.
Die Schau Bei der Vernissage am Freitag, 29. November, um 19 Uhr in der Galerie der Stadt Fellbach am Marktplatz 4 führt Uli Reinhardt in die Ausstellung ein. „Der nomadische Blick“ ist bis 5. Januar dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.