In der Treppenhausgalerie der VHS Filderstadt sind von Donnerstag, 9. März, an Aufnahmen mit Flüchtlingskindern zu sehen. Der Fotograf Murat Türemis erläutert, was ihm bei den Aufnahmen besonders wichtig war und wie er sich selbst sieht.

Plattenhardt - Sie leben auch bei Kälte in Zelten, schlafen in provisorischen Betten oder gar auf dem Boden. Spielplätze gibt es für sie genauso wenig wie Spielsachen. Sie sind – ohne gefragt worden zu sein – ihren Eltern gefolgt, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus ihrer Heimat Syrien oder Afghanistan geflohen sind. Auf kleinen Booten über das Meer, auf staubigen Straßen über Land. Und dann sind sie gestrandet in Lagern im Süden Europas, in Zeltcamps in Griechenland oder der Türkei. Sehen ihre verzweifelten Väter und Mütter. Hunger, Durst, Unsicherheit und Angst sind ihre täglichen Begleiter.

 

Es sind Kinder auf der Flucht, die Murat Türemis so erlebt und fotografiert hat und in das Zentrum einer Ausstellung stellt, die am Donnerstag, 9. März, in den Räumen der Volkshochschule in Plattenhardt eröffnet wird. „Mehr als die Hälfte der in der Türkei registrierten Flüchtlinge sind unter 18 Jahre alt“, bezieht sich der Fotograf auf die offiziellen Zahlen der UNHCR. Für ihn Grund genug, deren aktuelle Situation in beeindruckenden Bildern festzuhalten, die mehr sagen als Worte. In seiner Ausstellung „Auf der Flucht – being a child refugee“ hat der Fotograf die Menschen in den Vordergrund gestellt, die einer höchst ungewissen Zukunft gegenüberstehen.

Der Fotograf versucht, Klischees zu vermeiden

Für Türemis ist es kein einfaches Unterfangen, Kinder als Leidtragende zu porträtieren. Schließlich will der Fotograf die humanitäre Katastrophe nicht verniedlichen, aber auch nicht aufbauschen. „Ich versuche, die Klischees zu vermeiden, indem ich mich meinen Motiven auf Augenhöhe nähere“, schildert er seine Vorgehensweise. Die Kinder spielen in seinen Aufnahmen die Hauptrolle, auch wenn er die Umgebung in die Bildkomposition mit einbezieht. „Für mich sind die Kinder das schwächste Glied in dieser von Menschen gemachten Katastrophe“, ergänzt Türemis, der sich als Zeitzeuge sieht, der dorthin schaut, wo andere es nicht tun. „Sämtliche Rechte aus der UN-Kinderrechtskonvention werden in den Camps ignoriert, missachtet und mit den Füßen getreten.“

Der aus Kirchheim stammende Fotograf lebt in Berlin. Türemis hat bereits für nationale und internationale Medien wie GEO, Stern, Spiegel, Merian, Die Zeit, taz, NZZ, International Herald Tribune und das Time Magazine gearbeitet. Zu seinen Themen gehörten neben dem Schicksal der Flüchtlinge auch das Leben HIV-infizierter Waisenkinder sowie das von tibetischen Flüchtlingskindern in Nepal und Nordindien.