Die Städtische Galerie Filderstadt zeigt zwei Künstler von der Schwäbischen Alb: Jochen Warth und Helmut Anton Zirkelbach fertigen Skulpturen und Radierungen an.

Sie kennen einander seit 30 Jahren – Jochen Warth, der 73-jährige Stahlbildhauer, der in Nehren bei Tübingen wohnt, und der 62-jährige Radierungs-Spezialist Helmut Anton Zirkelbach, der einst vom Remstal nach Engstingen auf die Schwäbische Alb gezogen ist. Warth spielt nebenbei Mundharmonika im Bluesduo JJ Blues Train, Zirkelbach spielt Schlagzeug in der Rockband Bagage. „Wir schätzen einander“, erzählt Zirkelbach, „aber zu einer gemeinsamen Ausstellung hat es nie gereicht“. Bis sie beschlossen hätten, „Nägel mit Köpfen zu machen“.

 

Am Sonntag, 15. Juni, um 11.15 Uhr wird in der Städtischen Galerie Filderstadt (Bonländer Hauptstraße 32/1) nun die „Form und Spur“ betitelte erste gemeinsame Ausstellung der beiden musizierenden Künstler von der Alb eröffnet. „Meine Skulpturen bestehen zu zehn Prozent aus Kreativität – alles andere ist handwerkliche Arbeit“, sagt Jochen Warth vor der Vernissage. Mit seinen gebogenen Stahlplatten möchte er beim Betrachter einen Impuls der Überraschtheit auslösen, der der Wirkung eines Zauberkünstlers ähnelt. Im Idealfall frage sich der Galeriebesucher: „Wie hat er das hingekriegt?“ Warth, der als Kunst- und Deutschlehrer gearbeitet hat, wollte laut eigener Aussage eigentlich Zimmermann werden, „aber ich komme aus einem Akademiker-Haushalt und musste Abitur machen.“

Radierungen aus der Schule des Sehens

„Dynamik und Bewegung ist für ihn ein zentrales Thema“, teilt der Verein Künstler der Filder mit, der die Doppelausstellung organisiert. Warth betitelt seine Skulpturen nicht, „weil ich das dem Betrachter überlasse.“ Wenn man ihm sagt, seine Skulptur auf der Einladungskarte für die Vernissage in der Städtischen Galerie erinnere an eine Mistgabel, hat er nichts dagegen, weist aber freundlich auf verschiedene Interpretationsmöglichkeiten hin: „Andere sehen einen Flügel.“

Helmut Anton Zirkelbach hingegen hat bei seiner Serie „Ein wenig Hugärtle“ damit begonnen, seinen Radierungen ausführliche Titel zu verleihen: „Im Innern morscher Baumstämme glänzen die Äpfel“, nennt er eine Radierung, auf der ein feingliedriger Baum zu sehen ist. Der Baum sei so morsch gewesen, dass man hineinlangen konnte, erzählt er. Das Figürliche empfinde er als „Schule des Sehens“, sagt Zirkelbach, als Methode zum Erhalt der „zeichnerischen Fähigkeit, die ich sonst verliere“.

Zuweilen verzichtet Zirkelbach aber auch auf alles Gegenständliche – in seiner Serie „Allerleigrau“ etwa, einer Bildersammlung in Grautönen. „Ich hatte die Vorstellung einer Verdunklung“, sagt der Künstler, der andere Arbeiten durchaus mit Farbe ausstattet: Seine „Serie Stundenbuch“ etwa vereint Rostrot- und Brauntöne, „meine Lieblingsfarben“. Seine Bilder böten dem Betrachter „freudige Kraft und pulsierende Atmosphären“, teilt der Verein Künstler der Filder mit, während Helmut Anton Zirkelbachs Künstlerkollege Jochen Warth die Einschränkungen visueller Kommunikation benennt: „Ich kann in den Skulpturen nicht spontan sein. Bei der Musik kann ich die Sau rauslassen.“