Mit einer Ausstellung würdigt die Stadt Großbottwar die historische Rolle des Gastwirts und Ratsherren Matern Feuerbacher beim Bauernaufstand anno 1525.

Der Name Matern Feuerbacher ist ein Begriff in Großbottwar. Die örtliche Realschule ist nach ihm benannt, und auch eine Straße. Vor genau 500 Jahren, im Mai des Jahres 1525, stand dieser Mann, zunächst ein angesehener Gastwirt und Ratsherr der Storchengemeinde, im Brennpunkt einer hochdramatischen Auseinandersetzung. Er spielte für kurze Zeit eine große Rolle im Bauernkrieg auf württembergischem Territorium. Da liegt es nahe, dass Großbottwar nun an Matern Feuerbacher erinnert und ihn würdigt.

 

Eine kleine Ausstellung im Foyer des Rathauses wird in den nächsten Monaten allen Interessierten diese historische Figur nahebringen. Bürgermeister Ralf Zimmermann sagte zur Eröffnung, „Wir können richtig stolz auf unsere Geschichte sein, auf das, was sich vor 500 Jahren zugetragen hat.“ In einem farbigen und kurzweiligen Vortrag führte Sophie Froehlich, stellvertretende Leiterin des Kreisarchivs Ludwigsburg, die rund 40 Besucher durch das faszinierende Leben von Matern Feuerbacher. Und es wurde rasch klar, dass es gute Gründe für den vom Schultes erwähnten Stolz gibt: Denn der zeitweilige Anführer des großen „Hellen Christlichen Bauernhaufens“ hat in einer Zeit voller Gewalt vor allem Besonnenheit und Mäßigung gezeigt. Mit Folgen: In keiner der vom Bauernaufstand erschütterten Regionen wurde weniger geplündert, weniger Schaden angerichtet als in Württemberg.

Explosive Dynamik des Aufstands

Sophie Froehlich zeichnete ein differenziertes Bild der Ereignisse: „Es war ein komplexes Geschehen, nicht nur Bauern, eine Massenbewegung, neben den Bauern in riesigen Haufen auch Stadtbürger, Handwerker, alle die, die damals als der gemeine Mann galten.“ Feuerbacher geriet unversehens in die explosive Dynamik des Aufstandes, als sich auf dem nahen Wunnenstein die aufständischen Bauern sammelten und ihn, fast gegen seinen Willen, zum Hauptmann wählten.

Matern Feuerbacher führte diesen Haufen, dem sich weitere, teils gewalttätigere Gruppen anschlossen, einen Monat lang durch Württemberg, nach allem, was man weiß, stets um Verhandlungen und Mäßigung bemüht. Konflikte blieben nicht aus, einen Tag vor der entscheidenden Niederlage der Bauern in der Schlacht bei Böblingen am 12. Mai 1525 wurden er von radikaleren Kräften abgesetzt. Das rettete dem Großbottwarer womöglich das Leben: Er entfloh dem Gemetzel. Dennoch wollte die württembergische Regierung, als man zwei Jahre später seiner habhaft wurde, den „Erzbuben“ hängen sehen. Doch in einem gut dokumentierten Prozess konnte die Verteidigung 49 Zeugen aufbieten, unter ihnen Adlige und andere Vornehme, die für Feuerbacher sprachen. Mit zehn zu zwei Richterstimmen fällte das Hofgericht in Rottweil das Urteil: „nit schuldig“.

Im Lauf der Zeit haben Historiker Matern Feuerbacher unterschiedlich eingeschätzt. Für Wilhelm Zimmermann, der im 19. Jahrhundert die erste große Geschichte des Bauernkrieges geschrieben hat, war der Bauernführer ein „aufrechter Demokrat,“ so Froehlich. Friedrich Engels hingegen bezeichnete ihn, wenig überraschend, als „Verräter“ Die Archivarin selber sieht Feuerbacher in „Grautönen“, aber gerade in dieser Zwiespältigkeit habe die Figur „Akzeptanz“ gewonnen.

Gedanken und Selbstgespräche

Erkenntnisse und Eindrücke können Besucher aber auch in der kleinen Ausstellung gewinnen, die von der erst kürzlich in den Ruhestand getretenen Stadtarchivarin Brigitte Popper gestaltet wurde. Neben informativen Texten im Foyer des Rathauses ziehen vor dem Gebäude plakative rote Tafeln die Blicke auf sich. Mit Hilfe eines QR- Codes kann man Gedanken und Selbstgespräche hören, die Feuerbacher in kritischen Momenten seines Lebens geführt hat. Es fehlt auch nicht die Stimme der Barbara von Weiler, seinerzeit Herrin auf Burg Lichtenberg, die sich mit den Aufständischen verbünden musste, „um zu überleben“.

So ist Geschichte wirklich gut aufbereitet: Wenn man mitfühlen kann, wie Menschen vor 500 Jahren dachten und litten, aber auch hofften. Und man kann feststellen, dass es auch 1525 schon Menschen gegeben hat, die wie Matern Feuerbacher mit Vernunft und Augenmaß gehandelt haben.