Ausstellung in Hemmingen Die Puppenmacherin legt Wert auf das Detail
Anneliese Zugec aus Hemmingen zeigt ihre Arbeiten von Sonntag an im Hemminger Etterhof. Sie erweckt die Geschöpfe zum Leben durch Präzision – und eine ruhige Hand.
Anneliese Zugec aus Hemmingen zeigt ihre Arbeiten von Sonntag an im Hemminger Etterhof. Sie erweckt die Geschöpfe zum Leben durch Präzision – und eine ruhige Hand.
Tom Sawyer, eigentlich eine von Mark Twain geschaffene literarische Figur, hat seinen Platz im Raum hinten links und blickt die Ausstellungsbesucher an. Oder schaut er auf die vielen anderen Puppen im Raum?
Von morgen an sind rund 80 Puppen und etliche Teddybären im Etterhof zu sehen. Geschaffen hat sie Anneliese Zugec aus Hemmingen.
Die bis zu 80 Zentimeter großen Geschöpfe stehen im Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung. Mit Liebe zum Detail fertigt sie die Puppen. „50 Stunden für eine große Puppe, 30 für eine kleine“ – so bemisst sie den Zeitaufwand, der in jeder Puppe steckt. Die Bekleidung näht sie selbst, ob Kleid mit Spitze oder Smoking. Die Schuhe der Puppen fertigte über Jahre hinweg ein Schuhmacher aus dem nahen Asperg.
Die heute 79-Jährige wurde in Schlesien geboren, kam mit ihrer Familie über Dresden nach Hemmingen. Später machte sie eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete im Geschäft ihres Mannes mit, war in der Freizeit immer schon kreativ, suchte noch eine Tätigkeit, um sich selbst ausdrücken zu können. Zunächst landete sie in einem Volkshochschulkurs für Bauernmalerei. Ein paar Türen entfernt vom Malkurs wurden Puppen gemacht – und um Zugec war es geschen. Die mehrfache Großmutter hatte ihr neues Hobby gefunden. Um sich das Wissen dazu anzueignen, besuchte sie eine Puppenmacherin in Pforzheim. Ihre erste Puppe hat sie immer noch – in der Ausstellung ist sie allerdings nicht zu sehen. Emotional zu kostbar ist sie für Zugec.
Die Hemmingerin gab in ihrem Teeladen in der Ortsmitte dann später ihr Wissen selbst in Kursen weiter. Den Teeladaden gibt es nicht mehr, heute befindet sich in dem Gebäude eine Trauerhilfe. Wenn Hände, Füße und vor allem der Kopf gegossen sind, dann ist das für Zugec die Basis – erst danach geht ihre Arbeit los – und die Puppe bekommt ihren Charakter. Die getrockneten Rohlinge werden unter anderem mit Schwamm und Pinsel bearbeitet, bis der Rohling keine Unebenheiten mehr aufweist. Danach ritzt Zugec die Fuß- und Fingernägel mit einem Zahnstocher heraus, nimmt den Pinsel in die Hand: Augenbrauen und Wimpern werden Strich für Strich voller, entweder mit Pinselgröße 0 oder 1. Lippen und Fingernägel werden ausgemalt – ehe die Puppe zum vorletzten Mal in den Ofen kommt, bei 650 Grad für fünf bis acht Stunden. Inzwischen hat Zugec selbst einen Brennofen zuhause.
In der Ausstellung wird nicht nur auf den Prozess des Puppenmachens eingegangen, auch ein Abriss der Puppen-Geschichte ist dort zu lesen. Ob Echthaarperücke oder mundgeblasene Augen aus der thüringischen Glasmacherstadt Lauschau – beides trägt dazu bei, dem Ausdruck der Puppe Tiefe zu geben.
Zugec macht ihre Puppen nicht nach Vorbildern, auch Auftragsarbeiten mache sie nicht, erzählt sie. Das sei noch mal eine ganz andere Herausforderung. Sie macht die Puppen für sich, stellt sie zuhause aus – ebenso wie die gekauften Trachtenpuppen, allesamt Sammelstücke. Die Teddybären, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, hat Anneliese Zugec aber ebenfalls selbst gefertigt.
Ausstellung Die Weihnachtsausstellung wird am Sonntag, 3. November, um 14 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis 6. Januar, sonntags von 14 bis 17 Uhr. Weitere Termine und Führungen sind nach Vereinbarung möglich. Der Eintritt ist frei. Jeden Sonntag wird von 15 bis 17 Uhr außerdem zum Kaffee-Treff eingeladen.