Die Stuttgarter Künstlerin Marlis Mader stellt von Sonntag an in Korntal-Münchingen in der Galerie 4/1 aus. Aus ihren Reisen inspirieren die Malerin karge Landschaften und weggeworfene Dinge.

Korntal-Münchingen - Im Urlaub blicken die Menschen Marlis Mader manchmal fragend an, irritiert. Die Einheimischen sind es gewohnt, dass Touristen Plätze, Kirchen, Museen bestaunen und fotografieren. Doch die 67 Jahre alte Malerin interessiert sich in fernöstlichen Ländern für karge Landschaften, für Plakatreste und Getränkedosen, für das Stück Holz am Straßenrand, für Mauern, an denen sie dicht entlanggeht. Solche Dinge inspirieren sie. Ihre Werke, gestellt unter das Thema Surrealität, zeigt die künstlerische Beirätin des Kunstvereins Korntal-Münchingen von Sonntag an auf zwei Etagen in der Galerie 4/1.

 

„Kargheit gibt die Struktur der Landschaft preis“, sagt Marlis Mader. Das saftige Grün eines Berges dagegen verdecke die Strukturen bloß. „Ich gehe gerne ins Detail. Ich schaue mir Erosionen an oder gebrochene Stellen“, sagt Marlis Mader. So könne aus einem „kleinen Ereignis“ ein „großes“ werden. Als „zum „Niederknien schön“ beschreibt die Stuttgarterin die Berglandschaft Afghanistans.

Gegenstände werden kopiert

Neben der Tektonik findet Marlis Mader die Farbstimmung und die Atmosphäre der Landschaften wichtig. Der Auslöser für ihre Arbeiten, erinnert sich die 67-Jährige, war eine Reise nach Ostanatolien Mitte der 1970er Jahre. „Das Lichtspiel auf den wunderschönen hügeligen Landschaften war gigantisch“, schwärmt sie noch heute. Wieder zuhause, malt sie viel mit Rot- und Gelbtönen oder Blau, je nachdem, welche Eindrücke sie in einem Land aufgesogen hat. Sie malt aber nicht immer unmittelbar nach einer Reise. „Manchmal tauchen die Eindrücke auch erst Jahre später wieder auf“, sagt Marlis Mader.

Ebenso können Gegenstände und Materialien mit ihren Details, Formen, Ecken und Kanten oder (Verwitterungs-)Spuren Marlis Mader so sehr ansprechen, dass sie sie zu Kunst macht. Manche Dinge belässt die Künstlerin im Original, andere kopiert sie. Der Betrachter muss das Bild sehr genau ansehen, um zu erkennen, ob es sich um ein Original oder eine Kopie handelt. „Durch Kopien kann ich die Objekte verfremden. Ich kann sie vergrößern und mit ihnen spielen“, sagt Marlis Mader.

Betrachter soll weiterdenken

Ahornsamen, Holz mit Papierresten, ein Stück rostige Coladose und ein alter Lampenschirm, mit der Zeit braun und ledrig geworden, sind Teile des Werks „Kleine Auftritte“. In den 35 quadratischen Bildern hat Marlis Mader besonders viele „Wegwerfprodukte der Konsumgesellschaft“ und „Fragmente aus der Natur“ in einen anderen Zusammenhang eingebaut – damit der Betrachter angesichts des Paradoxen weiterdenkt. Abbilder von der Natur will Marlis Mader keine schaffen, sondern „imaginierte Landschaften“: Diese kämen so nicht in der Natur vor, gäben aber eine perfekte Landschaft ab. Mitunter dauert es viele Tage, bis ein Werk fertig ist. „Die kleinen Bilder bestehen aus vielen Schichten und Lasuren. Sie sind in mindestens fünf Durchgängen mit Acrylfarbe entstanden, die mit Sand gemischt war“, sagt Marlis Mader. Sie hat inzwischen mehr als 300 Bilder gemalt. Einige davon hingen schon im Korntaler Rathaus.

Auf die Einzelausstellung in der Galerie 4/1 hat die studierte Künstlerin und Lehrerin lange gewartet. „Ich habe vor mehr als zwei Jahren angefragt“, sagt Marlis Mader. Doch die Warteliste für einen Ausstellungstermin ist lange. Bis zum Jahr 2019 sei die Galerie ausgebucht, sagt der Ausstellungsleiter Albrecht Breunlin. Der Kunstverein bespielt die Galerie mit rund vier Schauen im Jahr seit fast sechs Jahren.

Vernissage Marlis Maders Ausstellung unter dem Titel „Malerei, Collage, Materialtransformationen“ wird am Sonntag, 11. März, in der Galerie 4/1 in Korntal eröffnet. Um 11.30 Uhr begrüßt die Vorsitzende des Kunstvereins, Ulli Heyd, die Gäste. Auch Marlis Mader ist zugegen – ebenso am 1. April von 16 bis 18 Uhr, wenn die Ausstellung endet. Die Bilder der Künstlerin sind bis dahin samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.