Renate Reichert, Oliver Graf und Tobias Kegler zeigen ihre Fotografien in der Galerie im Künstlerhaus.

Leonberg - Verloren steht ein Kind an einem überdimensionalen Vitrinenfenster und schaut einem davon- schwimmenden Delfin hinterher – dieses Bild erzählt eine Geschichte. Eine, deren Verlauf jeder Betrachter für sich selbst entscheidet, die viel Platz lässt für Fantasie und Träume. Ein gutes Bild also. Viele gute Bilder gibt es zurzeit in der Galerie im Künstlerhaus zu sehen, wo drei außergewöhnliche Leonberger Fotografen ihre unterschiedlichen Stile bewusst komplementär gegeneinandersetzen.

 

Oliver Graf experimentiert

So gerät der Gang durch die Galerie zu einem Gang durch verschiedene Welten. Renate Reichert, Oliver Graf und der Leiter der Galerie persönlich, Tobias Kegler, haben sich zusammengetan, um jeder für sich einen ganz eigenen Stil der Fotografie vorzustellen: Beruflich in der Industrie-, Werbe- und Produktfotografie zu Hause, zeigt Oliver Graf bei dieser Ausstellung einen Einblick in seine künstlerischen Arbeiten. Er experimentiert mit Farben und bildet durch die Verwendung von Makrofotografie Strukturen in einer Form ab, die den Dingen Tiefe gibt – immer mit einem Blick für das besondere Licht. Dabei findet er seinen Weg auch in den Bereich der Fantastik und präsentiert ein Spiel aus verschiedenen Realitäten, Wahrheiten und Traumwelten. Ein großer goldener Farbklecks verunstaltet dabei nicht eine heimatliche Bergwelt wie aus einem „Heidi“-Film in Schwarz-Weiß, sondern regt den eigenen Einfallsreichtum an. Reflexionen über Dalí kommen einem in den Sinn. Man fängt an nachzudenken und konsumiert nicht einfach.

Renate Reichert: Linien und Struktur

Renate Reichert kommt von der Mathematik, was man ihren sehr gelungenen Architekturfotos sofort ansieht. Die Suche nach Linien, Strukturen, nach Geometrie und Grafik leitet ihren Blick beim Fotografieren. Diese Formen findet sie – oft auf Reisen – in Architektur und Konstruktionen jeglicher Art, seien es Industriebauten, Treppenhäuser oder Museen. Kaleidoskopartig durchziehen grafische Elemente ihre Kunst. Ein gespiegeltes Schwimmbadbecken spielt mit als doppelter Spiegel mit der Wasseroberfläche, als Auge im Sturm blickt einen ein blau-weißer Himmel durch die ovale Öffnung einer flechtkorbartigen Struktur an.

Tobias Kegler zeigt die Welt

Der dritte im Bunde ist der Hausherr selbst. In Heidelberg geborenen verschlug es Tobias Kegler nach seinem mehrjährigen Asienaufenthalt nach Leonberg, wo er seither lebt und arbeitet. Eine Auswahl der Arbeiten des Reisefotografen, in dessen Interesse vor allem der Mensch steht, verbindet sich hier mit den Visionen seiner beiden Kollegen. Reflexionen über Zwillingspaare zeigen einen humorvollen Aspekt dieser Kunstausstellung.

Während im Hof vor dem Künstlerhaus eine brennende Feuerschale für Romantik sorgt, gibt sich drinnen die Leonberger Kunst-High-Society die Klinke in die Hand. Die gezeigten Arbeiten sind sehr gefragt, man plaudert über Reisen in ferne Länder und die bevorstehende Lange Kunstnacht. Miteinander in den Dialog wollten sie kommen, sagte Tobias Kegler während seiner Einführungsrede und berichtete von der Genese, wie alles begonnen hatte. Dass zum Beispiel seine Porträts bewusst einen Gegenpol zu Architektur und Gerüst darstellen. Wer mehr wissen wollte, hatte später die Gelegenheit, bei einem Gang durch die Räume die Künstler selber zu befragen, die sich dafür gerne zur Verfügung stellten.

Was, wann, wo

Die Werke sind noch bis 11. Mail zu sehen, jeweils dienstags bis freitags von 9 bis 13 Uhr, sowie dienstags, donnerstags und freitags von 15 bis 17.30 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr. Adresse: Eltinger Straße 11, Leonberg.