Die Eröffnung der Billigkleiderkette Primark auf dem Areal von Stuttgart 21 gab den Ausschlag für sein Kunstwerk: „Die Nähmaschine“ von Peter Schmidt soll die heutige Textilindustrie und deren Wandel beleuchten. Im Interview spricht er über seine Ausstellung im Demokratischen Zentrum Ludwigsburg.

Ludwigsburg - In seiner Ausstellung „Die Nähmaschine“ setzt sich der gelernte Ingenieur Peter Schmidt aus Asperg kritisch mit dem Wandel und der Bedeutung der Textilindustrie auseinander. Zu sehen ist die Schau bis Mitte Mai im Demokratischen Zentrum Ludwigsburg in der Wilhelmstraße.

 
Herr Schmidt, was genau gibt es in Ihrer Ausstellung zu sehen?
Im gesamten Raum des Demokratischen Zentrums, kurz Demoz, habe ich mehrere Bilder aufgehängt. Einige stammen von einem Bekannten aus Indien, der dort Näherinnen und Näher bei der Arbeit und bei Demonstrationen fotografiert hat. Außerdem habe ich Kopien aus alten Lehrbüchern für Näherinnen vergrößert und eingerahmt. Das Herzstück der Ausstellung ist jedoch meine Nähmaschinen-Installation.
Und wie schaut diese aus?
In einer Art Schrein habe ich ein übergroßes Modell einer Nähmaschine aus Styropor platziert, an der zwei Hände arbeiten. Daneben hängt ein Bildschirm mit einem roten Knopf. Der Betrachter kann sich per Zufallsprinzip aktuelle Stoffmodelle oder Bilder aus Lehrbüchern der 70er Jahre anzeigen lassen. Das ist eine tolle Spielerei, aber Kunst sollte ja auch sinnfrei sein.
Aber Sie haben sich doch schon etwas bei dem Thema gedacht.
Ja natürlich. Die Installation, die sich aus verschiedenen Quellen speist, soll die ästhetische und die konzeptionelle Seite des Nähens darstellen. Insgesamt möchte ich die Textilindustrie, deren Wandel und unser Interesse daran darstellen, ohne dabei die Arbeiter in einer Opferrolle zu präsentieren. Eine wichtige Rolle spielen auch die Hände, die in der Installation und auf den Fotos in Kontrast zur Maschine stehen.
Wie kamen Sie auf diese Ideen?
Den Anstoß gab die Eröffnung der Billigkleiderkette Primark auf dem Stuttgart 21 Gelände. In meinem Umfeld haben wir viel darüber diskutiert, und so kam mir die Idee zu der Ausstellung. Schon in früheren Werken habe ich mich mit sozialen Themen wie der Willkommenskultur oder den sieben Todsünden auseinandergesetzt.
Und warum ist die Ausstellung im Demokratischen Zentrum?
Mir ist es wichtig, dass meine Arbeiten sowohl im Kunstumfeld funktionieren als auch in soziokulturellen Zentren und in unabhängigen, links-politischen Einrichtungen. Die Nähmaschine war davor im Kunstverein Nürtingen und in der Kunstakademie in Krakau ausgestellt. Ich finde, sie macht sich genauso gut im Demoz, wo ich mich auch sehr wohl fühle.
Wer und wann kann die Schau besuchen?
Immer mittwochs ab 20 Uhr ist die Kneipe im Demoz geöffnet, da kann kommen wer will. Ansonsten ist das Zentrum unregelmäßig geöffnet. Da würde ich zuvor einen Blick auf deren Homepage empfehlen.
Bis wann sind Ihre Werke zu sehen?
Noch bis Mitte Mai hängen die Bilder und die große Nähmaschine im Demoz. Eintritt kostet es übrigens keinen. Ich will, dass meine Kunst für jeden zugänglich ist.