Wegbegleiter führen in den kommenden Wochen durch eine Ausstellung im Stadtmuseum über den früheren Oberbürgermeister und beliebten Politiker Manfred Rommel.

S-Mitte - Der Fotograf Deniz Sayal hat vielleicht das persönlichste Bild von Manfred Rommel geschossen, das in der Sonderausstellung im Haus der Geschichte bis zum 12. Mai zu sehen ist. Auf der Schwarz-Weiß-Fotografie trägt der frühere Oberbürgermeister keinen Anzug, sondern einen Parka. Er schaut verschmitzt in die Linse des Fotografen. Sein wacher und freundlicher Blick fällt ins Auge. Er lässt erkennen, dass da jemand das Leben kennt und die Menschen mag.

 

Dem Fotografen ist in einem Bild gelungen, was die Ausstellung in Stuttgarts Stadtmuseum in den kommenden Wochen versuchen will: Mit verschiedenen Utensilien aus dem Leben des weit über Deutschland hinaus angesehenen Oberbürgermeisters will sie den Besuchern ermöglichen, die verschiedenen Facetten des Manfred Rommel zu erkennen. Noch gibt es authentischere Möglichkeiten, sich Rommel anzunähern, als Exponate allein für sich sprechen zu lassen.

Auch Rezzo Schlauch ist mit dabei

Wegbegleiter des langjährigen Oberbürgermeisters führen deshalb in Abständen durch die Ausstellung. Darunter ist etwa am Dienstag, 2. April, der Grünen-Politiker Rezzo Schlauch. Er trat 1990 gegen Rommel als Kandidat der Grünen für die Oberbürgermeisterwahl an. Die rund 20 Prozent, die er an Stimmen damals gewann, galten angesichts der Konkurrenz durch den Menschenfischer Rommel als durchaus respektabel.

Der langjährige Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion im Gemeinderat, Heinz Bühler, führte als erster Weggefährte Rommels durch die Ausstellung. Bühler erlebte Rommel als Politiker. Er bezeichnete sich aber auch als Freund des Oberbürgermeisters. An jedem 24. Dezember – nicht nur Heiligabend, sondern auch Geburtstag Manfred Rommels – habe er ihn und seine Familie besucht, erzählte Bühler. Gleichwohl waren ihm private Anekdoten an diesem Abend kaum zu entlocken. Sein Respekt für den Ausnahmepolitiker und wohl auch Ausnahmemenschen zog sich dagegen durch jede Äußerung des früheren Fraktionsvorsitzenden der CDU.

Ein Buch von Karl Marx steht im Regal

Die Ausstellung zeigt auf einer rotierenden Scheibe ein Bücherregal mit Werken, die Rommel gelesen hat. Darunter findet sich für einen Christdemokraten zumindest nicht naheliegend auch etwas von Karl Marx.

Auch Heinz Bühler bescheinigte Rommel Offenheit ohne Scheuklappen. „Rommel und die CDU waren meist einer Meinung“, sagte er. Rommels spektakulärste, aber vielleicht auch einsamste Entscheid traf er 1977 nach dem Selbstmord der RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe in der Stammheimer Justizvollzugsanstalt. Er setzte durch, dass die Führungsfiguren der RAF gemeinsam auf dem Dornhaldenfriedhof beerdigt werden sollten.

CDU stand hinter Rommel

Bühler deutete an, dass er wie viele in seiner Partei eine andere Meinung vertrat. Am Ende stand die Fraktion aber hinter Rommel. So blieb es auch, als er in der Migrationspolitik andere Akzente setzte als die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl. „Für uns war ausschlaggebend, was der Rommel sagt, nicht, was der Kohl sagt“, verriet Bühler.

Information: Weitere Auskünfte zu den Terminen gibt es auf der Internetseite des Stadtmuseums unter www.stadtpalais-stuttgart.de.