Erinnerung an eine fast vergessene Tradition: Am Sonntag, 16. Juni wird im Stuttgarter Muse-o eine Wanderausstellung über 100 Jahre Arbeiterfußball eröffnet.

S-Ost - Arbeiterfußball war vor 100 Jahren richtig „in“ – auch in Stuttgart. Vom späten 19. Jahrhundert an gründeten sich in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands neben klassischen Sportvereinen auch Arbeitervereine, und diese spielten in den 1920er-Jahren eine immer größere Rolle. Auch politisch. Doch durch die Spaltung der politischen Arbeiterbewegung in SPD und KPD und die Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwanden diese Vereine. Die Wanderausstellung „Der andere Fußball. 100 Jahre Arbeiterfußball – 125 Jahre Arbeitersport“, die am Sonntag, 16. Juni, im Muse-o eröffnet wird, erinnert an diese fast vergessene Tradition.

 

Sehr kleine Exponate

Mit zahlreichen Texten, Bildern und Exponaten verdeutlicht die Ausstellung die Zeiten des Arbeiterfußballs und zeigt die komplexen historischen Hintergründe auf. Zwölf Roll-ups und zwei große Wandtafeln geben Einblicke in den Arbeitersport in Deutschland, zwei weitere Leinwände befassen sich mit dem Arbeiterfußball in Württemberg und Stuttgart. „Außerdem haben wir die Ausstellung um eine Vitrine ergänzt, in der Plaketten von hiesigen Arbeitersportvereinen und Anstecker ausgestellt sind“, sagt Ulrich Gohl vom Muse-o. „Weil die Stücke sehr klein sind, stellen wir den Besuchern zum Anschauen Lupen zur Verfügung.“

Auch eine alte Trophäe und Originalzeitschriften über den deutschen Arbeiterfußball sollen in der Ausstellung gezeigt werden. Etwas ganz Besonderes, so Gohl, seien auch der Fußball und die Fußballschuhe aus den 1930er-Jahren. „Meistens wird so etwas weggeworfen und nicht aufgehoben“, sagt er. „Deshalb freuen wir uns, dass wir diese Sachen haben.“

In der Ausstellung wird auch deutlich, wie erfolgreich manche Spieler und Mannschaften aus Stuttgart und der Region waren. So holte der Turn- und Sportverein Stuttgart-Ost 1927 den Titel des württembergischen Meisters. Und sechs Spieler aus dem Raum Stuttgart schafften es in die deutsche Auswahl. Alle sechs werden in der Ausstellung in Wort und Bild vorgestellt. Dass die Schau, die 2018 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund Premiere feierte, überhaupt in Stuttgart gezeigt wird, ist Ulrich Gohl zu verdanken. Denn nachdem er von der Ausstellung erfuhr, setzte er sich mit der Initiative „Paderborner Kreis“ in Verbindung. „Eigentlich wollte ich die Ausstellung nur besuchen, weil ich das Thema Arbeiterfußball spannend finde, aber das hat zeitlich nicht geklappt“, erzählt Gohl. „Deshalb habe ich vorgeschlagen, die Wanderausstellung auch im Muse-o zu zeigen und die Initiatoren sagten zu.“

Sporthistoriker hält den Einführungsvortrag

Das Muse-o im Alten Gablenberger Schulhaus ist die einzige Station dieser Schau in Stuttgart. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 16. Juni, 15 Uhr mit einer kleinen Feier, bei der der Sporthistoriker Reiner Fricke einen Einführungsvortrag hält. Nach der Eröffnung ist die Schau bis zum 18. August 2019, immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr im Muse-o an der Gablenberger Hauptstraße 130 zu sehen. Der Eintritt kostet zwei Euro für Erwachsene, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.