Kanzlerin Merkel und Kremlchef Putin wollten in St. Petersburg eigentlich die deutsch-russischen Beziehungen vor allem in der Wirtschaft festigen. Doch nun überschattet der Streit um Beutekunst - eine offene Wunde im bilateralen Verhältnis - das Wiedersehen.    

St. Petersburg - Russlands Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnen nun doch gemeinsam am Freitagabend eine Bronzezeit-Ausstellung mit viel Beutekunst in St. Petersburg. Das teilte Putin mit. Merkel bestätigte, dass Unstimmigkeiten beseitigt seien.

 

„Ein direktes Gespräch mit dem Präsidenten und mir hat dazu geführt, dass wir die Ausstellung eröffnen“, sagte Merkel. Die Kanzlerin hatte eine Teilnahme an der Ausstellung zunächst abgesagt, weil die russische Seite ihr bei der Eröffnung angeblich nicht hatte das Wort geben wollen.

Zu dem Thema Beutekunst sagte Putin: „Eine sehr heikle Frage für die Gesellschaften beider Länder. Wir müssen nach Lösungen suchen, nicht das Thema aufblasen. Wir dürfen nicht gegeneinander aufrechnen, sondern sollten den Weg der Kunstexperten gehen.“

Auch Schliemanns Troja-Funde werden gezeigt

Merkel wollte wohl nicht nur kurz durch die Ausstellung  "Bronzezeit - Europa ohne Grenzen" gehen, ohne etwas zu sagen und auch die deutsche Position darzustellen. In der Schau wird spektakuläre Beutekunst wie der Goldschatz von Eberswalde gezeigt, auch die Troja-Funde von Heinrich Schliemann sind ausgestellt. Sowjetsoldaten brachten die wertvollen Gegenstände mit Hunderttausenden anderen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau.

Deutschland hatte mit Blick auf internationales Recht immer wieder auf eine Rückgabe der Kunst bestanden. Russland dagegen hat mit einem eigenen Gesetz die verlagerten Kulturgüter, wie sie im offiziellen Sprachgebrauch heißen, nachträglich als Entschädigung für Kriegsverluste legalisiert.

Unlängst betonte der russische Kulturminister Wladimir Medinski, dass die Schätze mit dem Blut sowjetischer Soldaten bezahlt worden seien. Russland sei nicht einmal bereit, auch nur über den Status der Güter zu reden. Die Regierung in Moskau beklagt zudem, dass Deutschland in dem Beutekunststreit russische Interessen zu wenig berücksichtige.

Russland vermutet vor allem in deutschen Privatsammlungen viele Kunstschätze, die von Nazis aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion verschleppt worden waren. Als verschollen gilt zum Beispiel das berühmte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast von Zarskoje Selo bei St. Petersburg.