In der Stadtteilbücherei Feuerbach zeigen Flüchtlinge aus Syrien, Fotografien von ihrem früheren Zuhause und aus der Zeit vor dem Krieg. Die Ausstellung ist noch bis Mitte Juli im Burgenlandzentrum an der Sankt-Pöltener-Straße zu sehen.

Feuerbach - Die Bilder zu betrachten und sich an all das zu erinnern, was man zurücklassen musste, wen man im Krieg verloren hat und was alles zerstört wurde, tut weh. Mosab Abdul Whab zeigt eines der Fotos, auf dem man ihn in seinem Wohnhaus auf einem schön gedrechselten Stuhl sitzen sieht. „Das Haus gibt es nicht mehr“, sagt er. Genauso wie den Stuhl. Sein früheres Zuhause wurde dem Erdboden gleichgemacht.

 

Fotografien aus der alten Heimat

Eine Trümmerstadt ist in weiten Teilen auch Aleppo. Mohamad Alsheikh Ali ist dort aufgewachsen. Heute besteht die Altstadt, die zum Weltkulturerbe zählt, vielerorts nur noch aus Ruinen. Alsheikh Ali hat später in Damaskus Journalismus studiert und arbeitete in Syrien für verschiedene Medien. Er flüchtete vor einigen Jahren, kam nach Stuttgart – genauso wie Mosab Abdul Whab. Beide fanden hier Zuflucht. In der Stadtteilbücherei Feuerbach sind derzeit Fotografien aus ihrer alten Heimat zu sehen. Zusammen mit den Frauen Ghussoun Al Bukai, Maisoun Al Bukai, Rauaa Albakhit und Marwah Al Gburi haben sie Fotografien und Bilder über „ihr“ Syrien zu einer Ausstellung zusammengefügt. Es ist eine persönliche Hommage an das Land, wie es vor dem Krieg war.

Aus Nahost nach Südwest

„Aus Nahost nach Südwest“ heißt die Ausstellung, die der frühere Pfarrer Ulrich Kadelbach initiiert hat. Hierzulande würden in erster Linie die gegenwärtig katastrophalen Zustände der Herkunftsländer der neu Zugewanderten unser Bild von deren einstiger Heimat bestimmen, erklärt er. Oft stehe bei diesen Betrachtungen im Vordergrund, welche schlimmen Schicksale diese „armen Menschen“ erlitten haben. „Meistens werden die Geflüchteten nur mit ihrer Flucht identifiziert. Dass sie aber schon vor der Flucht eine eigene, unverwechselbare Identität hatten, wird kaum wahrgenommen. Sie wollen aber nicht nur aufgrund ihrer Flucht, ihres Elends und ihrer Bedürftigkeit beurteilt und behandelt werden“, betont Kadelbach. Dieser wichtige Aspekt sei quasi der Impulsgeber für die Ausstellung „Unsere Heimat Syrien“ gewesen. Für die am Projekt Beteiligten ist es auch ein Brückenschlag zwischen Früher und Heute, zwischen Morgen- und Abendland. Denn Zukunft braucht Herkunft. Die Schau dokumentiert durch die zum Teil in vergrößerten Formaten aufgearbeiteten Fotos das Leben an verschiedenen Orten in Syrien – bevor dort Krieg, Terror, Tod und Verfolgung Einzug hielten.

Ambivalente Gefühle

„Es ist ein schönes Gefühl, wenn die eigenen Fotografien Teil einer Ausstellung werden und gezeigt werden“, sagt Mohamad Alsheikh Ali. Andererseits verbinde er mit den Fotografien auch ein trauriges Gefühl, weil viele Orte, Städte, Häuser, Gebäude oder Plätze, die auf den Fotografien zu sehen sind, heute nicht mehr existieren. Eine mehrere tausend Jahre alte Bau- und Kulturgeschichte ist beispielsweise in Palmyra oder auch in Aleppo zerstört worden.

„Wir möchten den Menschen hierzulande mit der Ausstellung auch zeigen, was unsere Kultur und unsere frühere Heimat war“, sagte Alsheikh Ali, der auch regelmäßig für unsere Zeitung als Kolumnist berichtet und schreibt.