Die Funde aus einem Grab nahe der Heuneburg gelten als größte archäologische Entdeckung aus der Keltenzeit seit dem Keltenfürst von Hochdorf. Nun sind die Schmuckstücke in Stuttgart zu sehen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Zum letzten Mal für viele Jahre sind vom Freitag an die spektakulären Originalfunde aus dem Grab der Keltenfürstin vom Bettelbühl an der Donau ausgestellt, und zwar an einem ungewöhnlichen Ort: In Containern im Innenhof des Neuen Schlosses werden die Schmuckstücke aus Gold und Bernstein sowie die sehr ungewöhnliche Geschichte der archäologischen Grabung präsentiert. „Künftig stehen die Originale ausschließlich den Wissenschaftlern zur Verfügung“, sagte der Landesarchäologe Dirk Krausse. Den viel frequentierten Innenhof habe man gewählt, damit auch Menschen, die sich sonst nicht so sehr für Archäologie interessieren, den Weg in die kleine Ausstellung finden.

 

Die Fürstin hat auf der Heuneburg im Landkreis Sigmaringen gelebt; dort und in den umliegenden Dörfern haben im 6. vorchristlichen Jahrhundert mehrere Tausend Menschen gewohnt. In mehrerer Hinsicht stellt die Entdeckung der intakten Grabkammer 2005 eine Sensation dar. Erstmals konnte aus unserem Kulturraum ein Fürstinnengrab geborgen werden, so dass nun mehr über die Stellung der Frau im keltischen Gebiet bekannt werden dürfte. Auch sind die Schmuckstücke selbst bis jetzt nördlich der Alpen einzigartig.

Die exakte Datierung des Grabes ist von höchstem Wert

Und: die Hölzer der Grabkammer sind erhalten, weil diese meistens durch einen nahen Bach überflutet waren – es ließ sich deshalb die genaue Jahreszahl der Grablegung feststellen: 583 vor Christus sind die Hölzer gefällt worden. „Diese exakte Jahreszahl wird Auswirkungen haben auf die Datierung ganz vieler anderer keltischer Funde in Europa“, so Krausse. Eine Premiere ist auch, dass hochmoderne technische Verfahren verwendet werden konnten. So waren alle Gegenstände durch den jahrtausendelangen Druck der darüber liegenden Erdmassen zusammengepresst worden; jede Trennung hätte die Zerstörung der Werke zur Folge gehabt. Mit Computertomografen war es möglich, zuvor ein detailreiches dreidimensionales Zustandsbild der Funde zu erstellen.

Die Grabung selbst ist noch gar nicht abgeschlossen

In der Ausstellung wird mit Filmen und Fotos auch die Bergung des Fundes vorgestellt: Im Dezember 2010 war das Grab als gefrorener, 80 Tonnen schwerer Block aus dem Boden gelöst und nach Ludwigsburg transportiert worden. Dort findet seither die eigentliche Grabung statt, die nicht abgeschlossen ist. „Wir werden noch viele weitere Gegenstände entdecken“, kündigte die Restauratorin Nicole Ebinger-Rist an.

Dirk Krausse wurde konkreter. Man habe mehrere rätselhafte Dinge entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Keltenfürstin, die bei ihrem Tod 30 bis 40 Jahre alt war, auch als weise Frau oder Magierin tätig gewesen ist. Für die Analyse werde man aber drei bis vier Jahre brauchen. Die Archäologen hoffen, dann auch das Rätsel um die zwei anderen Toten im Grab klären zu können. Ein kleines Kind und eine Frau waren mit der Fürstin bestattet worden.