Der Bürgerverein Untertürkheim hat eine große Kunstausstellung in der Stadtteilbibliothek organisiert: 35 einheimische Künstler zeigen wie sie Untertürkheim und Rotenberg sehen.

Untertürkheim - Auf so unterschiedliche Weise hat man den Stadtbezirk Untertürkheim wahrscheinlich noch nie gesehen: Peter Vetter und Klaus Enslin vom Bürgerverein Untertürkheim ist es gelungen, 35 einheimische Kunstschaffende aus dem 20. Jahrhundert in einer großen Ausstellung zu vereinen. In Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Intarsienarbeiten und anderen Bildnissen haben die – überwiegend noch lebenden Künstler – ihre Sicht auf Untertürkheim und Rotenberg sowie die Umgebung festgehalten. Natürlich haben die Grabkapelle, die Weinberge und die pittoresken Gässchen der Wengerterorte viele Aussteller inspiriert, aber auch die auffallenden Veränderungen des Neckartals durch die Industriealisierung und den wirtschaftlichen Aufschwung wurden in den Kunstwerken festgehalten und sind somit besondere Zeitdokumente.

 

Ein U als Hingucker

Adolf Silberbergers Gemälde erinnern an die mächtigen Öltanks im Neckarhafen und an den monumentalen Hochbunker, der einst am heutigen Karl-Benz-Platz stand. Walter Guttenberger zeigt das Miteinander von Industrie in Gestalt des Daimler-Werks und Weinberge. Dazwischen hängen Intarsienarbeiten von Eberhard Scheihing und die von Carmen Treichler gemalten Porträts mit der Grabkapelle im Hintergrund. Siegfried Berner aus Rotenberg hat seine Sicht von Untertürkheim in der extra zur Ausstellung gefertigten Skulptur in Stein verewigt: Ein großes U für Untertürkheim, das etwas verdrillt ist, „weil von der einen Seite die Seilschaften der Stadtverwaltung – zu erkennen an gelb-schwarzen Strängen – und von der anderen Seite die Kräfte aus dem gelb-blauen Untertürkheim wirken. Ein Hingucker in der Ausstellungsmitte.

Seine Frau Margarete Berner hat ein Mosaik ausgestellt, der Rotenberger Maler Günter Beeg besticht mit seinen Aquarellen und Zeichnungen von „seinem“ Stadtteil Rotenberg. Die Betrachter feiern ein Wiedersehen mit Zeichnungen von Emil Roth, mit farbenfrohen Monumentalwerken von Burghard Hüdig und mit Werken der Rotenberger Hobbykünstlergruppe.

80 Werke präsentiert

Rund 80 Werke hat Kurator Peter Vetter im Saal der Stadtteilbibliothek verteilt. Der Hobbymaler hat die Bürger, in deren Wohnzimmer die Kunstwerke normalerweise hängen, genauso von dem Projekt überzeugt, wie die Kunstschaffenden, die ihre Exponate bereit stellen. Eine Rarität der besonderen Art ist das kinetische Musikbild. Dieses Kleinod hat der Ludwigsburger Künstler Wilhelm Seitter in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts geschaffen. Es zeigt eine Dorfidylle in Rotenberg. Das Besondere: Das Orts-Bild lebt. Über eine Walze angetrieben, können sich 39 Elemente bewegen: Ein Zug fährt durchs Neckartal, der Hahn schreit und Frauen treffen sich zum Klatsch.