In der Ausstellung „Farben auf Seide“ zeigt die Künstlerin Brigitta Gruß ihre Bilder im Awo-Begegnungs- und Servicezentrum in Dürrlewang. Ihre Werke lassen viel Spielraum für Interpretationen zu.

Dürrlewang - Eine dicke Hummel sitzt auf einer fetten Mohnblume. Wir können sie richtig schmatzen hören“ , sagt eine Besucherin über eines der Bilder von Brigitta Gruß. Viele Menschen sind am Dienstagabend ins Awo-Begegnungs- und Servicezentrum Dürrlewang zur Vernissage gekommen. Geigen- und Klaviermusik klingt in den Ohren.

 

„Ich war schon immer experimentierfreudig“, beschreibt Gruß ihre künstlerische Arbeit. Sie ist in einer Künstlerfamilie aufgewachsen, in der bereits der Vater Ölzeichner war. Gruß hat das Talent auch an ihre Kinder und Enkel weitergegeben. Ihr Geld hat sie jedoch hauptsächlich als Kontoristin und Sekretärin in einem Verlag verdient. Nebenher hat sich Gruß der Seidenmalerei gewidmet.

Auch Kleidung ins Ausland verkauft

Früher habe sie vor allem Tücher, Pullover und Kleider aus Seide bemalt und designt. „Ich gehöre zu den Trendsettern in diesem Bereich“, sagt Gruß. Die Kolleginnen im Verlag waren ihre Stammkundinnen, die sich ständig mit neuen Seidentüchern und Kleidern eindeckten. „Der halbe Verlag ist in meinen Kleidern rumgelaufen“, erzählt sie nicht ohne Stolz. Gruß habe in ihrer aktiven Phase zahlreiche Tücher bemalt und ihre Kleidung auch nach Frankreich, in die Schweiz und nach Österreich verkauft. Sie hat zeitweise auch für eine Designerin aus Esslingen gearbeitet. Nebenher hat sie unter anderem Seidenmalereien im Jugendstil angefertigt sowie Tiere und Naturbilder gemalt.

Arbeitstechniken über die Jahre optimiert

Inzwischen sei sie maltechnisch nicht mehr auf Gegenstände fixiert. „Heute lasse ich die Seide und die Farben arbeiten“, sagt Gruß. Denn einige Strukturen entwickeln sich nur von selbst auf der Seide. „Das kann ich gar nicht so malen.“ Sie verwendet für ihre Kunstwerke Arbeitstechniken, die sie neu erprobt oder teilweise über die Jahre optimiert hat. Einige Seidentücher lege sie vor dem Malen in Salzlauge ein. Dadurch entstehen verschiedene Strukturen, die sie so noch nie bei einem anderen Seidenmaler gesehen habe. Einzigartig sind daher die Kunstwerke von Brigitta Gruß. „Jeder kann in meine Bilder interpretieren, was er möchte“, sagt die Malerin. Fantasie, Kreativität und Experimentierfreude sei bei der Seidenmalerei sehr wichtig. Außerdem benötige man Geduld in hohem Maße, sagt Gruß. „Die Seide braucht Zeit, um sich zu entwickeln.“ Doch am Ende ist es das Warten wert. Auch wenn der Seidenmalerin manchmal kein neues Motiv einfällt, beginnt sie trotzdem zu malen. „Dann experimentiere ich einfach und schaue, was passiert.“, sagt Gruß.

Die etwa 40 Bilder der 83-jährigen Künstlerin Brigitta Gruß hängen im Begegnungszentrum. Bis Ende Februar können Gäste an der Osterbronnstraße 64b die Ausstellung „Farben auf Seide“ besuchen. Die Leiterin des Zentrums, Nele Bonner, bezeichnet die Bilder als „Farbexplosionen“. Das Begegnungszentrum ist Montag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.