Redewendungen sind beliebt. Doch wissen wir immer, was wir da sagen? Was dahinter steckt, erfahren Besucher des Museums der Alltagskultur in Waldenbuch. Dort gibt es nämlich eine neue Mitmach-Ausstellung.

Waldenbuch - Wenn Sie diesen Artikel nicht lesen, können Sie einpacken. Sie werden weiterhin im Dunkeln tappen und auf dem Schlauch stehen. Besser, Sie stecken ihre Nase in die Zeitung, dann wissen Sie, woher der Wind weht.

 

Ist der Groschen schon gefallen? Es geht um Sprichwörter und Redewendungen. Rund 300 000 Sinnsprüche und geflügelte Worte hält die deutsche Sprache bereit – etwa hundert davon verwendet jeder Mensch pro Tag. Doch nur wenige wissen, was sie da vom Stapel lassen.

Licht ins Dunkel bringt deshalb nun die aktuelle Mitmachausstellung im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch. Unter dem Motto „Mein Name ist Hase“ gibt es vom 17. März bis 9. September Einblicke in den Ursprung und die Bedeutung von Redewendungen.

Natürlich darf bei einer solchen Ausstellung der rote Faden nicht fehlen. Er nimmt im Erdgeschoss des Museums seinen Anfang und leitet den Besucher in den zweiten Stock des Waldenbucher Schlosses. Bevor im Sonderausstellungsraum die große Mitmach-Schau beginnt, passieren die Gäste einzelne Stationen, die zeigen, wie es aussieht, wenn man Redewendungen wörtlich nimmt. Neben dem Startpunkt des roten Fadens – er wurde einst in Schiffstaue eingearbeitet, um Diebstahl zu verhindern – können Museumsbesucher zum Beispiel auch für ein Selfie mit dem Kopf durch die Wand gehen.

Das passt wie der Deckel auf den Topf

Die Idee zur Ausstellung stammt vom Literaturwissenschaftler, Journalisten und Autor Rolf-Bernhard Essig. Er hat die kunterbunte Erlebniswelt 2016 zusammen mit der Gestalterin Franziska Isensee für das Museum für Kommunikation Nürnberg konzipiert. Nach Stationen in Berlin und Frankfurt, können nun die Museumsbesucher in der Schönbuchstadt auf interaktive Sprachreise gehen. Der Waldenbucher Museumsleiter Markus Speidel ist auf den Zug aufgesprungen und stellt fest: „Das passt wie der Deckel auf den Topf.“ Nichts sei alltäglicher als die Sprache und der ständige Umgang damit.

Mit Durchlaufen und Gucken ist es bei dieser Ausstellung in Waldenbuch nicht getan. „Ich wollte zeigen, dass es Spaß macht, mit der Sprache umzugehen“, erzählt Rolf-Bernhard Essig. Der Jahrmarkt der Redensarten bietet unter anderem Schießbuden, Theater, eine Peep-Show und digitale Interaktion. Erlaubt ist, was gefällt. Es gibt keine Chronologie und keine Regeln. „Immer der Nase nach“, empfiehlt der Kurator, der auch im Alltag stets mit bildhaften Wortkreationen spielt.

Der Blick über den Tellerrand gehört dazu

Als Quelle dienen ihm die Ergebnisse der Sprichwörterforschung, die etwa 500 Jahre zurückreicht, sowie seine eigene Sprachsammlung, die rund 200 Bände umfasst. Die Schau im Waldenbuch Schloss erklärt 144 Redewendungen. Viele weitere werden erwähnt. Der Blick über den Tellerrand gehört dazu. „Wir haben auch nachgeschaut, was es in anderen Sprachen zu dem Thema gibt“, sagt Essig.

Der Museumsleiter Markus Speidel ist begeistert von dem Konzept. „Wir wollen mit diesem Format ein Zeichen setzen und neue Zielgruppen ansprechen“, sagt er. Das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung ist deshalb gezielt auf Familien, Kindergärten und Schulklassen zugeschnitten. Unter dem Titel „Da wird der Hund in der Pfanne verrückt“ ist auch ein Arrangement für Kindergeburtstage dabei. Die Organisatoren indes behalten einen klaren Kopf. Sie wollen kräftig die Werbetrommel rühren und versprechen mit breiter Brust: „Bei uns steppt der Bär.“

Termine und Veranstaltungen:

Ausstellung
Mit zwei Führungen – um 11 Uhr für Erwachsene und um 13.30 Uhr für Familien – beginnt am Samstag, 17. März, die kunterbunte Mitmachausstellung im Waldenbucher Museum der Alltagskultur. Um 16 Uhr ist am Eröffnungstag der Schirmherr der Ausstellung, Paul Maar, zu Gast. Der Kinderbuchautor und Erfinder des „Sams“ liest in der Dürnitz des Schlosses aus seinem neuen Buch „Schiefe Märchen und schräge Geschichten“. Anschließend gibt es eine Signierstunde.

Familientag
Weiter geht es am Dienstag, 1. Mai, mit dem Familientag. Neu im Programm sind eine Sprichwort-Werkstatt um 12.30 Uhr und eine Sprichwort-Sprechstunde mit dem Kurator Rolf-Bernhard Essig um 14.30 Uhr.

Veranstaltungen
Infos zu allen weiteren Veranstaltungen gibt es unter www.museum-der-alltagskultur.de. Dort finden sich auch Fortbildungsangebote für Lehrer und Erzieher, die sich das Museum als außerschulischen Lernort erschließen wollen.