Die Ausstellung „aufgeblüht – ausgesät“ zeigt beeindruckende Fotokunst.

Leonberg - Warm ist es gewesen – freilich nur in den lauschigen Räumen der Stadtbücherei, der eisige Wind mochte einen nicht an den noch in weiter Ferne liegenden Frühling erinnern. Dennoch passt kaum etwas besser in den Geburtsort des Dichters und großen Naturliebhabers Christian Wagner, als eine Schau wunderschöner Blüten und Pflanzen. Die zum Teil großformatigen Fotografien korrespondieren harmonisch mit den weißen gekalkten Wänden zu den dunkel gebeizten Balken der hochräumigen Fachwerkperle inmitten des Dorfes und können dort zu den Öffnungszeiten der Bücherei bis Ende März bestaunt werden.

 

„Selten hat mir der Hintergrund für meine Bilder mehr Kopfzerbrechen bereitet wie hier“, sagt die Fotografin Petra Steidel-Wokeck lächelnd, dennoch hat sie das Problem nach dreitätiger Hängezeit perfekt gelöst. „Mich fasziniert die Vergänglichkeit, das Aufblühen und Vergehen, die Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt“, erklärt sie.

Viele Jahre in der Karibik haben sie geprägt

Pflanzen bestimmen seit vielen Jahren die Fotokunst der Stuttgarterin, die einige Jahre in der Karibik lebte. Ihre Bilder zeigen die immer wiederkehrenden Zyklen der Vegetation von der Knospe zur Blüte, vom Verblühen bis zum Samen, der daraus entsteht. Mit einer starken Vergrößerung und geschicktem Ausleuchten der Motive kann sie die Formschönheit so manch unscheinbarer Pflanze und die Formenvielfalt von kleinen Samen oder Ranken verdeutlichen. Die Blüten erscheinen wie im Raum schwebend, Tulpen wirken wie gemalt in ihrer natürlichen Mehrfarbigkeit und lassen vielleicht erkennen, dass Petra Steidel-Wokeck ursprünglich Malerei an der Freien Kunstschule in Stuttgart studiert hatte. „Ich war anfangs mit der Kamera unterwegs, um die Motive festzuhalten, zur Materialsammlung. Daraus hat sich dann meine Fotografie entwickelt“, erläutert die Künstlerin.

In Warmbronn zeigt sie neben den großen Werken, die teilweise durch bis zu acht Drucke übereinander an Tiefe gewinnen, auch eine Serie mit kleineren Formaten. Einer Collage ähnlich, sind mehrere Motive übereinander gedruckt, mit alten Handschriften kombiniert und erzählen für die Künstlerin persönliche Geschichten. Assoziationen an Maria Sybilla Merian entstehen beim Betrachten dieser Fotografien. Dass sie sich auch stark an der niederländischen Blumenmalerei des siebzehnten Jahrhunderts orientiert, wirkt sich ebenfalls auf ihre sehr filigranen, seidig wirkenden Bilder aus.

Ruhig, stimmungsvoll und plastisch

Sie sind zart und plastisch zugleich, von einer greifbaren und sinnlichen Stofflichkeit, die meisterhaft wirkt. Ruhige Motive in gekonnten Farbvariationen, stimmungsvoll und inspiriert. Gerne arbeitet Petra Steidel-Wokeck mit Werkstoffen, sie verwendet Sand oder Erde, arbeitet direkt mit Pflanzenmaterial. Ihre Themen sind vielfältig, aber immer aus der Natur: Wald, Spinnennetze, Knospen und Blüten, Moos, Blumen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Klaus Hein, dem Vorsitzenden des Gemeindevereins Warmbronn führte die Künstlerin mit sehr wenigen Worten in die Ausstellung ein, um dann ihrem Schwiegersohn Philipp Wokeck das Wort zu überlassen. Der ehemalige Theatermann las professionell mit modulierter Stimme kleine Texte über Pflanzen vor, die beide passend ausgesucht hatten. Seltenes wie „Du liebes Grün“ von Eva und Erwin Strittmatter oder Bettines von Arnims „Blicke ins Grüne“ und zwei frei rezitierte Gedichte von – natürlich – Christian Wagner.

Nach dieser sehr unterhaltsamen und ungewöhnlichen Vernissageneröffnung wies Petra Steidel-Woceck noch auf ihre Teilnahme an der Jubiläums-Kunstauktion von „Terre des Hommes“ am nächsten Wochenende in Stuttgart hin, mit der Bitte um Teilnahme für einen guten Zweck.

Ausstellung: Die Fotokunst ist noch bis zum 22. März in der Büchereizweigstelle Warmbronn jeweils dienstags bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr zu sehen.