Der Heimatkreis zeigt die Ausstellung „Zwischen Front und Heimat – Weil im Dorf im Ersten Weltkrieg“. Den Fokus richtet Erika Porten nicht auf die großen Kriegsgeschehnisse, sondern auf „die Einwirkungen dieses Krieges auf eine kleine Welt“.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Weilimdorf - Alles Weilemer – alle tot“, schreibt Jakob Mauser während des Ersten Weltkriegs auf die Rückseite eines Fotos, auf dem 20 Reservisten aus seiner Heimat abgebildet sind. Die Karte schickt er von der Front an seine Verlobte Anna Ammann in Weilimdorf. „Das hat mich sehr berührt“, sagt Erika Porten rund 100 Jahre später. Die Vorsitzende des Weilimdorfer Heimatkreises hat Erinnerungsstücke wie diese aus den Jahren 1914 bis 1918 zusammengetragen und daraus die Ausstellung „Zwischen Front und Heimat – Weil im Dorf im Ersten Weltkrieg“ zusammengestellt. Freitag Abend wird sie im Alten Pfarrhaus eröffnet.

 

„Die Einwirkungen dieses Krieges auf eine kleine Welt“

Den Fokus richtet Erika Porten nicht auf die großen Kriegsgeschehnisse, sondern auf „die Einwirkungen dieses Krieges auf eine kleine Welt“, die da heißt Weilimdorf. Denn auch in dem 3000 Einwohner zählenden Ort hinterlässt der Krieg seine Spuren. Junge Männer werden als Soldaten eingezogen, 121 von ihnen lassen ihr Leben auf dem Feld. Einige Nachfahren von Zeitzeugen haben Erika Porten Exponate wie Feldpostbriefe, Fotos oder Tapferkeitsmedaillen ausgeliehen. „Es ist erstaunlich, was für Stücke noch da sind“, sagt die Vereinsvorsitzende. Exemplarisch zeigt sie die Kriegserlebnisse von drei jungen Weilimdorfer Soldaten auf: Jakob Mauser, Friedrich Hornberger und Gottlob Staiger. „All dies soll nicht falsch verstandene Heldenverehrung, sondern Mahnung an den Frieden sein“, betont die Vereinsvorsitzende. Jakob Mauser wird im Alter von 23 Jahren eingezogen. Als ausgebildeter Sanitäter ist er direkt an der Front. In seinem Tagebuch, das in der Heimatstube ausgestellt ist, schreibt er davon, wie er „die Toten aufräumen“ muss. „Seine Aufzeichnungen sind einfach und schmucklos“, sagt Porten. Doch an Tagen, die ihn emotional besonders mitnehmen, sei seine Handschrift fahrig bis unleserlich. Friedrich Hornberger ist während des Weltkrieges Hauptmann in einem Pionier-Batallion. Von ihm ist ein russischer Sprachführer von 1907 zu sehen. Von Gottlob Staiger zeigt Porten unter anderem ein Öl-Porträt, das ein anderer Soldat während der zweiten Somme-Schlacht von ihm malt. Er ist als Fahrer bei einem Artillerie-Regiment eingesetzt. „Er musste Munition holen und nach vorne bringen, ohne Deckung und ohne Waffen“, sagt Porten. Aus seinem Nachlass zeigt sie ein zerstörtes Geschütz, einen „Rohrkrepierer“.

Neben den Erlebnissen der Soldaten zeigt der Heimatkreis auch Erinnerungsstücke aus der Heimat, so zum Beispiel Kriegskochbücher. „Hier wird mit halben oder gar keinen Eiern gekocht und gebacken“, sagt die Vorsitzende. Das Mehl habe aus einer Mischung von gehäckselten Futterrüben, Mais oder Bucheckern bestanden. „Bei der Eröffnung werden wir echtes Kriegbrot servieren“, kündigt Porten an.