63 Karikaturen von „Luff“ alias Rolf Henn sind jetzt im Weissacher Rathaus zu sehen.

Im Erdgeschoss des Rathauses sind sie nun alle versammelt, die nationalen und internationalen Protagonisten dieser Welt – ein wütender Donald Trump, der vor Fake News warnt, ein bandagierter und beschädigter Wahlkämpfer Olaf Scholz, Sarah Wagenknecht auf dem Egotrip oder ein Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, der bei den Bauernprotesten unter Traktorräder gerät. Themen aus dem politischen Tagesgeschäft, über die es sich nachzudenken lohnt, gibt es viele. Rolf Henn hat sie alle ins Bild gesetzt, hat viele Jahre lang die tägliche Berichterstattung der Zeitung aus Stuttgart, Berlin und der Welt mit seinen Karikaturen bereichert und ein Stück weit auch anschaulich erklärt. Jetzt zeigt der Förderkreis Kultur in einer großen Ausstellung 63 Werke des Künstlers, der seine Zeichnungen stets mit „Luff“ signiert hat.

 

Der Andrang zur Eröffnung der Ausstellung war groß. Mehr als 100 Neugierige drängen sich ins Foyer des Rathauses, um Rolf Henn, der mit seiner Frau aus seinem Wohnort im Hunsrück angereist ist, persönlich zu erleben. Nein, er habe keine besondere Beziehung zu Weissach und sei zum ersten Mal dort, sagt der 68-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber als ihn die Anfrage für eine Ausstellung erreichte, habe er gern zugesagt. Der Anstoß dazu kam vom Weissacher Bürgermeister Jens Millow, erzählt Gerhard Mann, der Vorsitzende des Weissacher Förderkreises.

Bereits als kleines Kind die Lust am Malen entdeckt

Und damit hat der Schultes wohl den richtigen Riecher gehabt, denn so viele Gäste besuchen sonst eher selten die Vernissagen der regelmäßig stattfindenden Ausstellungen im Ort. „Er habe die große Freude, einen Künstler begrüßen zu können, der mit spitzer Feder und feinem Gespür für das Absurde des politischen Alltags seziert“, so Millow in seiner Begrüßung. Mit wenigen Strichen gelinge es ihm, ganze Debatten auf den Punkt zu bringen, Widersprüche bloßzulegen und dabei aber nie die Menschlichkeit aus dem Blick zu verlieren oder respektlos zu werden, meinte der Bürgermeister. „In einer Zeit, in der die Welt oft schwer zu fassen scheint, schenkte uns „Luff“ Klarheit und nicht selten ein befreiendes Lachen.“

Der so Gelobte erzählt davon, wie er schon als kleines Kind die Lust am Malen entdeckt und später für die Schülerzeitung von den Lehrern oft gefürchtete Karikaturen von diesen gezeichnet hat. Doch zu keiner Zeit habe er Probleme mit den von ihm gezeichneten Menschen bekommen. Der inzwischen vielfach ausgezeichnete Karikaturist sei auf Anraten seiner Frau dazu gekommen, es nach seinem Kunststudium mit politischen Karikaturen zu probieren. Ein guter Rat, denn „Luff“ wurde damit ziemlich erfolgreich, lieferte seine Arbeiten an verschiedene Zeitungen. „Aber die Stuttgarter Zeitung war mein wichtigster Kunde“, erzählt er den Zuhörerinnen und Zuhörern. Ihnen ist er dann auch über viele Jahre oft täglich in ihrer Zeitung begegnet – und hat sie nicht selten zum Schmunzeln gebracht. Ende 2024 hat sich Rolf Henn in den Ruhestand verabschiedet.

Geschätzt 8000 Karikaturen hat „Luff“ gezeichnet

8000 Karikaturen, so schätzt er, hat er insgesamt gezeichnet. Da entstehe dann schon eine gewisse Routine, was die Themenfindung betrifft, die trotzdem nicht immer einfach sei. Wichtig sei es, immer top aktuelle Aspekte zu finden, zu denen er eine Meinung habe oder die er beschreiben könne und die sich in Bilder umsetzen lassen. „Da kommen manchmal selbst bei etwas abseitigen Themen auch handwerklich tolle Sachen zusammen“, sagt er schmunzelnd. Schließlich will noch jemand aus dem Publikum wissen, woher denn sein Künstlername „Luff“ komme. „Das war mein erster frühkindlicher Versuch, meinen Vornamen auszusprechen. Und dabei blieb es dann.“ Mit dieser kleinen Geschichte, die sich jeder ausmalen kann, sorgt der Künstler wieder für ein Schmunzeln im Publikum, so wie er es schon so oft mit seinen Karikaturen in der Tageszeitung getan hat. Viel Beifall erhielt übrigens auch Sofia Danilenko. Die 22-jährige Studentin aus Odessa sorgte mit ihrer Querflöte für das musikalische Rahmenprogramm bei der Vernissage.

Die Ausstellung „Mit spitzer Feder: „Luff“ zieht Bilanz“ ist bis zum 7. Juli im Rathaus Weissach zu den Öffnungszeiten zu sehen. Zusätzlich ist sie diesen Sonntag, 11. Mai, von 12.30 bis 17 Uhr geöffnet.