Kunst geschieht und gedeiht nicht unter einer Käseglocke. Sie ist von dieser Welt. Das ist die Botschaft, die die neue Ausstellung in der Städtischen Galerie Wendlingen transportiert.

Wendlingen - Kunst geschieht und gedeiht nicht unter der Käseglocke, sondern sie ist von dieser Welt – und sollte somit auch deren Geschehen mit aufgreifen. Bei der Eröffnung der schon traditionellen Begegnung „Freizeitkunst trifft Schulkunst“ in Wendlingens gediegener Galerie in der Weberstraße wurde dieser Grundsatz – abgestimmt auf Groß und Klein – mehrfach postuliert. Die Doppelschau, diesmal mit der Gartenschule als Partnerin an Bord, dauert bis zur Sommerpause ausgangs Juli, und bietet wiederum ein Fülle von Entdeckungen.

 

Zur Vernissage herrschte wieder ein rechtes Gewusel der sechs- bis zehnjährigen künstlerischen Jungstars. Zudem wollten natürlich Eltern und Großeltern, Verwandte und Bekannte die Premiere miterleben. Nach gekonntem Auftritt des Grundschulchors, begrüßte Schulleiterin Birgit Illgen Akteure und Gäste, Kollegiumsmitglied Katharina Riebartsch nannte es „faszinierend, wozu Kinder fähig sind“ und erinnerte an das Picasso-Wort: „Jedes Kind ist ein Künstler.“ An Kreativität herrschte also kein Mangel, als die Buben und Mädchen mittels verschiedener Techniken wie Malen und Zeichnen oder dem Arrangieren von Collagen und Fertigen von Drahtfiguren eine Reise durchs Jahr in Szene setzten – vom Frühlingsblühen über Urlaubsfreuden am Meer bis zur Winterstarre in freier Natur.

Bürgermeister will dem Galerieverein stärker unter die Arme greifen

Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel unterstrich und bekräftigte in seinem Grußwort die Unterstützung sowohl der Schulkunst, als auch der Freizeitkunst durch die Kommune. Zwar habe man in den Stadtwerken Esslingen (SWE) einen tatkräftigen Förderer, gleichwohl sei die Sponsorensuche insgesamt schwieriger geworden. Deshalb, so Weigel, wolle er sich dafür einsetzen, dem Galerieverein bei Ausstellungen finanziell stärker unter die Arme zu greifen.

Die Kunsttherapeutin Sabine Weidringer formulierte als Maxime für die Freizeitkunst „den offenen Blick in die Welt“, und die Begleitung des Weltgeschehens durch „Ideen und Gedanken“; die Vielfalt der gezeigten Werke, so Weidringer in ihrem Statement, habe es verdient, ihnen „einen zweiten Blick zu schenken“.

Die Vielfalt der Exponate ist nicht nur nach Techniken und Motiven bemerkenswert. Auch die Liste der Kunstschaffenden selbst offenbart eine zunehmend multi-ethnische Zusammensetzung. Für die Japanerin Miura Yukiko geht das sogar schon so weit, dass sich hinter ihrem Aquarell-Porträt eines „Wendlingers“ augenzwinkernd ein allseits geschätzter Obst- und Gemüsehändler aus der Stadtmitte verbirgt. Dieser Wendlinger freilich, nennen wir ihn „Mister Mo“, hat iranisch-türkische Wurzeln.

Lob der Qualität

„Es wird qualitativ immer besser.“ Mit diesem Resümee gibt Rolf Körber, der Galerievereinsvorsitzende, auch den Eindruck anderer Vereinsmitglieder wieder, was die laufende Ausstellung betrifft. Für Diskussionen dürfte zudem der Beitrag einer Ausstellerin aus dem Raum Göppingen sorgen. Auf 22 Kunstpostkarten mit Motiven von Dürer und da Vinci, Rubens und Botticelli, den französischen Expressionisten und den amerikanischen Avantgardisten hat sie die darauf abgebildeten Frauengestalten hinter Burkas und die Frage „Was.Wäre.Wenn.“ verschwinden lassen. Der Ansatz sei zweifellos kritisch gemeint, räumt die Künstlerin ein, keineswegs aber habe sie ein „diskriminierendes oder gar rassistisches“ Arrangement beabsichtigt.