Die erste Sonderausstellung des Jahres der Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung widmet sich mit Eugen Stammbach und Reinhold Nägele zwei Künstlern, die in Stuttgart lebten und arbeiteten.

Nürtingen - Es sind zwei recht verschiedene Künstler, deren Werke die Nürtinger Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung in ihrer ersten Sonderausstellung des Jahres in der Schellingstraße 12 zeigt. Mit Eugen Stammbach und Reinhold Nägele widmet sich die Schau zwei Malern, die in Stuttgart lebten und arbeiteten. „Beide sind jedoch ein wesentlicher Teil der Stuttgarter Kunstszene gewesen“, sagte der Stuttgarter Galerist Andreas Henn bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag.

 

Eugen Stammbach wurde 1876 in Stuttgart geboren. Er wuchs in einem strengen Elternhaus auf. Von 1895 bis 1902 studierte er an der Stuttgarter Kunstakademie unter anderem beim Genremaler und Illustrator Jakob Grünenwald. Er war zudem ein Gründungsmitglied des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Im Jahr 1966 starb Stammbach. „Der Maler galt als kantig und sonderbar“, beschrieb Henn die Außenwirkung des Künstlers.

„Unter den Stuttgarter Künstlern nimmt Eugen Stammbach mit seinem charakteristisch getupften, eigenwilligen Malstil eine Sonderrolle ein“, erklärte Andreas Henn. Dadurch hätten seine Bilder eine ganz besondere Lichtwirkung. Stammbach malte am liebsten Landschaften, Interieurs und Stillleben – und das meist bei Tageslicht in seinem Atelier. „Eine Obsession von ihm war die Rosenmalerei“, so der Galerist Andreas Henn. Ein paar der Exponate sind auch bei der Ausstellung der Ruoff Stiftung zu sehen. Stammbach züchtete auch selbst Rosen in seinem Garten.

Stadtansichten aus der Vogelperspektive

Der im Jahr 1884 in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) geborene Künstler Reinhold Nägele gilt als Mitbegründer der Stuttgarter Sezession, einer deutschen Künstlergruppe von Malern und Bildhauern. Er machte erst eine Lehre als Dekorationsmaler, ehe er die Kunstgewerbeschule in Stuttgart besuchte. Im Jahr 1939 floh der Maler mit seiner jüdischen Frau und seinen drei Kindern in die USA, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Erst 1962 kehrte er nach Deutschland zurück.

„Reinhold Nägele wurde mit seinen meist kleinformatigen, oft skurrilen Tempera- und Hinterglasbildern schon früh über die Region hinaus bekannt“, so Henn. Zudem habe er ein feinsinniges grafisches Werk entwickelt, das in der süddeutschen Kunst seinesgleichen suche, betonte er.

Nägele malte am liebsten Momentaufnahmen, Personen – meist minutiös gezeichnet, sowie Landschaften und Stadtansichten aus der für den Künstler typischen Vogelperspektive. Zu seinem speziellen Bildmedium entwickelte sich die anspruchsvolle Technik der Hinterglasmalerei. Nägele beschäftigte sich auch gerne mit dem Thema Mondlandung. Es war wohl sein letzter Werkkomplex vor seinem Tod im Jahr 1972 in Stuttgart, sagt Henn. Ein Bild aus der Reihe ist bei der Sonderausstellung in Nürtingen zu besichtigen.