Er bereitete weißen Rappern den Weg und bleibt eine Poplegende: der 1998 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Falco. Eine Ausstellung in Hannover nähert sich mit nie zuvor gezeigten Objekten dem Mann, der als erster deutschsprachiger Musiker in den USA einen Nummer-Eins-Hit landete.

Hannover - In der Villa im Waldviertel, wo Österreichs größter Popstar Falco Ruhe suchte, ist die Zeit stehengeblieben. Nach dem frühen Unfalltod des exzentrischen Künstlers 1998 beließen die Nachlassverwalter alles so, wie es war. Falcos Bassgitarre, eine goldene Schallplatte und viele andere persönliche Dinge aus der Jugendstil-Villa sind nun aber erstmals öffentlich zu sehen. Unter dem Titel „Falco, in Gars am Kamp“ zeigt das Theatermuseum Hannover rund 100 Exponate aus dem Privatbesitz des Schöpfers des Welthits „Rock me Amadeus“, der als ein Urvater des weißen Rap gilt.

 

„Es gab die Kunstfigur Falco mit der Arroganz, dem Wiener Schmäh, die spielte er gern“, sagt Ausstellungsmacher Carsten Niemann. „Und es gab Hans Hölzel, der in Gars fast spießig lebte, zeitweise Schlafzimmer an Schlafzimmer mit seiner Mutter Maria.“ In der Küche dort stehen heute noch zwei Goldrand-Tassen mit der Aufschrift „Hansi“ und „Maria“. Fotografien des Österreichers Niko Havranek und eine Filmreportage geben Einblick in den Rückzugsort des Musikers 80 Kilometer entfernt von Wien.

Betrunken und zugekokst

„Ich bin ein Grenzgänger“, sagt Falco in einem Radiointerview zu seinem 40. Geburtstag, das aus einem Ghettoblaster an einer Hörstation tönt. „Die Balance darf ich gar nicht finden, sonst wär ich ja kein Künstler.“ Kein Jahr nach diesem Gespräch ist Falco tot, er stirbt betrunken und zugekokst am Steuer seines Geländewagens in der Dominikanischen Republik.

Ronald Seunig, Vorsitzender der Falco-Privatstiftung, erinnert sich in einem TV-Interview an seinen engen Freund und dessen Probleme, dauerhafte Beziehungen mit Frauen zu führen. Falco sei weder verzweifelt noch zerbrochen gewesen, betont der Verwalter des Nachlasses. Die Selbstmord-Gerüchte nach Falcos Tod seien Stuss. „Das hätte er seiner Mutter nie angetan.“

Die Nummer eins

Im April 1986 stand Falco mit „Rock me Amadeus“ noch vor Prince mit „Kiss“ und den Bangles an der Spitze der US-amerikanischen Billboard-Charts. Keinem deutschsprachigen Künstler sonst ist das je gelungen, weder davor noch danach. Diese Charts, die sonst gerahmt in der Villa hängen, sind ebenfalls in Hannover zu sehen. „Ich war bei einem Essen in Wien dabei, als sein Manager ihn anrief und sagte „Du bist die Nummer eins!““, erzählt Falcos Biograf Peter Lanz. „Alle feierten mit Champagner, Hans wurde sehr ruhig. Er wusste, dieser Moment kommt nie wieder.“

In Österreich sei Falco immer präsent gewesen. In Deutschland dagegen erkenne man jetzt erst seine Qualität und das Spektakuläre, meint Lanz. „Er hat es geschafft, den Rap in der deutschen Sprache zu etablieren - im Maßanzug mit Sonnenbrille und gegelten Haaren statt in Jogginghose und Gangsterpose.“

Eintauchen in die 80er

Die bis zum 17. März laufende Ausstellung bietet auch die Möglichkeit, in die 80er Jahre einzutauchen. Falco erzählt in einer Talk-Show mit Joachim Fuchsberger offen von seinen Abstürzen, ohne die der nächste Gipfel nicht zu erklimmen sei. Auch der „Niedergang des Schallplattengeschäfts“ ist Thema. Es werde zu viel manipuliert und am Reißbrett kreiert, kritisiert der damals 29-Jährige: „Uns fehlen Typen, die tun, was sie wollen.“

Info

Das Theatermuseum, Prinzenstraße 9, 30159 Hannover, ist Dienstag bis Freitag und Sonntag von 14 bis 19.30 Uhr geöffnet. Montags, samstags und an Feiertagen ist es geschlossen. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Mit einer Theaterkarte gibt es am Tag der Vorstellung freien Eintritt.