In diesem Jahr feiert die Freie Kunstschule ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum. Eine Ausstellung schlägt den Bogen des Schaffens der Studierenden und Lehrenden von den fünfziger Jahren bis heute und dokumentiert die hiesige Kunstszene eindrucksvoll.

Stuttgart - Sie ist es, unverkennbar: Angie, streng im Herrenanzug und mit erhobenem Zeigefinger. Sieglinde Reiche hat diese Figur der Bundeskanzlerin 2005 in Ton modelliert und gebrannt. Hervorgegangen ist die Künstlerin aus der Freien Kunstschule, die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum begeht und zum Ende der Feierlichkeiten Kennern und Liebhabern der bildenden Kunst ein Geschenk macht: mit einer Ausstellung, die einen Bogen des Schaffens der Studierenden und Lehrenden von den fünfziger Jahren bis heute schlägt und die hiesige Kunstszene eindrucksvoll dokumentiert. Und mit einer Auktion, bei der Bewunderung in Besitz umgemünzt werden kann.

 

Werke von 101 Künstlern

144 Werke von 101 Künstlern zieren die Flure des Rathauses: „Kein Gemischtwarenladen, sondern ein lebendiger Eindruck von der Historie der Freien Kunstschule“, betont Rektor Martin R. Handschuh. Mit bekannten Namen wie Axel Arndt, Frieder Grindler, Herbert O. Hajek, Manfred Henninger, Petr Hrbek, Jan Peter Tripp, Anton Stankowski, Ben Willikens und Lambert Maria Wintersberger. „Die Ausstellung hat allein nach den niedrig angesetzten Schätzpreisen für die Auktion einen Wert von 50 000 Euro“, macht Handschuh klar.

Ateliers und Werkstätten auf dem ehemaligen Südzucker-Areal

„Mit aller Energie und Liebe tätig sein, denn Kunst ist Liebe, Energie und Tat“, hat Adolf Hölzel, Wegbereiter der Abstraktion, seinen Schülern als Prinzip ans Herz gelegt, als er 1927 die Freie Kunstschule zusammen mit seinem Schüler August Ludwig Schmitt gegründet hat. Das gilt bis heute in den Ateliers und Werkstätten auf dem ehemaligen Südzucker-Areal. Um dieser Leidenschaft zu folgen, sei sie einmal in der Woche, an ihrem freien Tag, von Heilbronn in die Kunstschule nach Stuttgart gefahren, erzählt Ulrike Brennscheidt, die mit einer fotografischen Arbeit vertreten ist. Die Kunsterzieherin hat es nicht beim Besuch der Kunstschule belassen, sondern anschließend noch an der Kunstakademie zwei Jahre Malerei und vier Jahre Bildhauerei studiert. Die Ausstellung ist im Rathaus bis zum Samstag, 9. Dezember, zu sehen. Um 11 Uhr beginnt an diesem Tag im Großen Sitzungssaal die Versteigerung mit dem Auktionator Gert K. Nagel. Und wer an der Angie-Skulptur interessiert ist: Sie kommt mit einem Schätzpreis von 1200 Euro zum Aufruf.