30 Jahre nach seinem Tod zeigt die Stadt Gerlingen Werke des eigenwilligen Künstlers Gustav Schopf. Altbürgermeister Sellner würdigt ihn als Maler, der seinem Stil stets treu blieb.

Gerlingen - Gustav Schopf ging es wie so vielen anderen Künstlern auch: Die Kunst war für ihn ein wenig ertragreicher Broterwerb. Erst posthum wurden seine Bilder wirklich gewürdigt. „Sein Genie hat man erkannt, aber man hat es nicht wertgeschätzt“, so fasste es der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner zusammen, als er die Ausstellung des 1899 in Gerlingen geborenen Künstlers am Sonntag im Rathaus eröffnete. Die Schau sei nun eine „späte Ehrung eines sehr kreativen Künstlers“ und seiner „genialen Arbeiten“.

 

Der frühere Gerlinger Bürgermeister Albrecht Sellner hatte Schopf einst kennengelernt, wenige Jahre vor dessen Tod im Jahr 1986. Schopf war da schon taub, eine späte Folge seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg. Und der Maler sei zunächst nicht erpicht auf die Bekanntschaft gewesen, erzählte Sellner. „Der Schopf empfängt nicht gern Besuch“, soll Schopfs Frau dazu gesagt haben. Nichtsdestotrotz überredete Sellner den eigenwilligen Künstler später zu einer Ausstellung im Rathaus. Als einen „außerordentlich interessanten Menschen“ beschrieb Sellner den Maler. Er hatte die rote Mütze dabei, die Schopf oft getragen haben soll und die nun im Besitz der Stadt ist. Der Kunstkenner berichtete, dass Schopfs Talent schon früh offensichtlich, aber der Vater davon ganz und gar nicht begeistert gewesen sei – sein Sohn sollte etwas Anständiges machen, nämlich Jura studieren. Tatsächlich begann Schopf ein halbherziges Studium in München, fand aber rasch die Kunstszene spannender. Eigentlich, sagte Sellner, habe Schopf dann Bildhauer werden wollen, diesen Plan aber aufgegeben, weil ihm die im Krieg durchgeschossene Hand Probleme bereitete.

Ein temperamentvoller Dandy

Sellner sprach von einem „temperamentvollen, manchmal cholerischem Menschen“, der sehr wild gewesen sei, sehr selbstbewusst, „ein Dandy“. Der sich fast 30 Jahre lang aus der Öffentlichkeit zurückzog, nicht ausstellte, nur zum Malen vor die Tür ging. Dann zog es ihn zum Bahnhof, wo er die typischen Bilder von Gleisen, Zügen und Bahnarbeitern malte.

Schopf verbrachte zwar seine Kindheit in Gerlingen, lebte später aber in Stuttgart. „Er passte nicht zu Gerlingen“, sagte Sellner; wenn er doch einmal in der alten Heimat war, erinnerte sich eine Frau laut Sellner, „lief er rum wie der Heiland, ohne Strümpfe in den Sandalen“.

Zeitlebens blieb Schopf seinem Stil treu. Er malte Landschaften und Stillleben, immer wieder Bahnhöfe – und später, nachdem der Hafen in Stuttgart eröffnet worden war, auch Szenen vom Wasser. Am 21. Oktober 1986 starb Schopf in Stuttgart.