Das Stuttgarter Stadtpalais erinnert in seiner Ausstellung „Winter-Bayreuth“ an die 16 experimentellen Regie-, Bühnen-, Licht- und Kostümarbeiten von Wieland Wagner an der Staatsoper.

Stuttgart - Bilder, Bühnenbildmodelle, Kostüme, Tonaufnahmen. Köpfe aus der Ära, in der die Württembergische Staatsoper sowohl wegen der Modernität ihrer Inszenierungen als auch wegen ihrer musikalischen Exzellenz international von sich reden machte. Da ist Walter Erich Schäfer, Generalintendant von 1949 bis 1972. Ferdinand Leitner, der Generalmusikdirektor. Da sind die Sänger, darunter Martha Mödl, Wolfgang Windgassen, Anja Silja, Gustav Neidlinger. Und da ist Wieland Wagner, der Regisseur. Der Raum, in dem das Stuttgarter Stadtpalais an die Zeit erinnert, in der Richard Wagners ältester Enkel Stuttgart zum „Winter-Bayreuth“ machte, ist dunkel. Man kann sich einlassen auf die Fotografien, Theaterzettel, Bühnenbildmodelle, auf die immer noch spürbare Radikalität von Wieland Wagners reduzierter Bühnen- und Lichtmagie. Es sei denn, Toneinspielungen stören die Stille mit einem „ja, aber“. Ja, Wieland Wagner hat zwischen 1954 und 1966 im einzigen unzerstörten Opernhaus Süddeutschlands in 16 gefeierten Inszenierungen seine Idee eines abstrakten, auch entpolitisierten Inszenierungsstils perfektioniert. Aber: Wieland Wagner war Parteimitglied der NSDAP, wurde von Adolf Hitler persönlich vom Militärdienst suspendiert und leistete ein Jahr lang Kriegsdienst in der Bayreuther Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg. Sprich: Wieland Wagner war Mitläufer und Profiteur.