Vom Morsezeichen zum Smartphone – Das Technoseum in Mannheim hat eine Dauerausstellung zur Mediengeschichte eröffnet.

Mannheim - Der stattliche Daimler Benz L, Baujahr 1954, war im Einsatz als Queen Elisabeth im Mai 1965 auf ihrer ersten Deutschlandreise auch S

 
Ein historischer Übertragungswagen des SDR von 1965 Foto: Technoseum
tuttgart einen Besuch abstattete. Seit kurzem ist der historische Übertragungswagen des früheren Süddeutschen Rundfunks (SDR) im Technoseum, dem Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, zu besichtigen.

Neueste Technik ist auch Statussymbol

Der Wagen bildet den Auftakt der neuen Dauerausstellung zum Thema Mediengeschichte. Mit sieben Tonnen ist er das größte Prachtstück der Schau, aber nicht ihr einziges. Mehr als imposant sind auch die „Riesen-Lyra“, ein Grammophon aus dem Jahr 1910 mit seinem enormen Schalltrichter oder der auf Hochglanz polierte fast raumhohe Fernsehschrank samt Hausbar aus dem Jahr 1953 – ein Beleg dafür, dass neueste Technik schon früher nicht allein von praktischem Nutzen war, sondern gern auch als Statussymbol diente.

Um 1870 sind weite Teile der Erde vernetzt

Mehr als 700 Objekte, vom Überlandkabel bis zum Kofferradio, von der historischen Morsetaste bis zum neu

Ein Grammophon aus dem Jahr 1910 Foto: Technoseum
esten Smartphone, sind zu sehen und illustrieren die Entwicklung der Kommunikationstechnik und deren rasanten Wandel. Angefangen hat alles etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Entlang der Bahnlinien werden Telegrafenstationen zur Signalübermittlung errichtet. Zunächst sind sie der Bahn und dem Staat vorbehalten, wenig später wird das neue Medium auch von Handel und Presse genutzt. 1866 wird das erste dauerhafte Transatlantikkabel im Ozean versenkt, schon um 1870 sind weite Teile der Erde vernetzt. Eine Nachricht von London nach Kalkutta braucht statt 30 Tage per Brief per Telegramm nur noch Minuten.

1876 wird das Telefon von Alexander Bell patentiert. 1881 entsteht in Berlin das erste deutsche Telefonnetz. Im selben Jahr schon folgt die aufstrebende Industriestadt Mannheim. Bei der Vermittlung der Gespräche waltet und schaltet das „Fräulein vom Amt“. Angeblich, weil Frauen verständlichere Stimmen haben als Männer – tatsächlich aber vor allem, weil sie billiger sind als diese. In jedem Fall aber ist der Job angesehen und auch besser bezahlt als beispielsweise die Arbeit in einer Fabrik.

Es gab sogar Radios zum selber Bauen

Der elektrischen Telegraphie, dem Telefon, dem Grammophon, der Photographie und dem Film ist das erste

Werbung für ein Röhrenradio Foto: Technoseum
Kapitel der Ausstellung gewidmet. Im zweiten geht es dann um Tonaufzeichnungen sowie den Hörfunk. Im internationalen Vergleich relativ spät startet 1923 als erster Deutscher Sender die Funk-Stunde-AG in Berlin, 1925 lässt auch der Süddeutsche Rundfunk von sich hören. Es gibt Radios zum selber Bauen, samt entsprechenden Anleitungen, die – als die Inflation ihrem Höhepunkt zusteuert – gern auch zum schwarzhören genutzt werden.

Thema des dritten Kapitels ist dann der Neuanfang des Hörfunks nach dem Zweiten Weltkrieg und der Höhenflug des Fernsehens in der Zeit des Wirtschaftswunders.

Neue Techniken haben auch Schattenseiten

Im letzten Kapitel geht es dann um Computer, Handys und Smartphones. Auch deren erste Vertreter haben

So sahen die ersten (Spiele-) Computer aus. Foto: Technoseum
längst Museumsreife. „Digitale Technik ist heute allgegenwärtig. Sie vereinfacht, optimiert und beschleunigt, was aber nicht nur Fortschritt bedeutet“, stellen die Ausstellungsmacher fest. Auf der einen Seite zeigen sie Alexa und digital vernetze Mülleimer – auf der anderen die offensichtlichen Schattenseite der immer neuen Geräte: produziert in Fernost unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und schon alsbald nur noch schwer reyclebarer Elektroschrott.