Jugendliche aus Frankreich und Spanien haben sich im Kreis Göppingen über die duale Ausbildung in Deutschland informiert – und waren davon begeistert. Das Projekt wird von der EU unterstützt.

Donzdorf - Bei uns studieren viele erst einmal, weil es während einer Ausbildung sowieso kein Gehalt gibt. Doch auch nach einem Studium ist es noch schwierig, einen Job zu bekommen“, erklärt die junge Spanierin Patricia. Sie ist 16 Jahre alt und lebt in der Donzdorfer Partnergemeinde Calasparra. Patricia spricht von Jugendarbeitslosigkeit. „In Spanien oder Frankreich ist das für viele Jugendliche Alltag, bei uns hingegen fast schon ein Fremdwort“, erklärt Rudi Mehn, der Vorsitzende des Donzdorfer Vereins Europabaum, der sich um die Städtepartnerschaften kümmert und ganz besonders den Austausch zwischen den Jugendlichen fördert.

 

Jugendarbeitslosigkeit war schon Thema

In den vergangenen Tagen waren 15 Jugendliche aus Calasparra und und zwölf aus Riorges (Frankreich) zu Gast sowie ein kleine Abordnung aus der sächsischen Partnergemeinde Neusalza-Spremberg. Anders als bei vielen anderen Jugendaustauschprogrammen ging es aber hierbei nicht nur um einen freundschaftlichen Besuch unter Schülern, sondern um ein von der EU unterstütztes Jugendprogramm, dass der Verein seit Jahren pflegt. So tauschten sich die Jugendlichen im Verlauf ihrer zweijährigen Treffen bereits über die Müllvermeidung in ihren Ländern aus, oder bereits vor zwei Jahren schon einmal über die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Frankreich.

Berufschulen und Betriebe besucht

„Wir waren damals sehr betroffen und wollten jetzt daran anknüpfen. Im Verlauf der Projektwoche sollten die Jugendlichen lernen, wie bei uns die duale Ausbildung funktioniert und warum sie so erfolgreich ist“, erklärt Rudi Mehn. Die Teilnehmer wurden durch Betriebe und Berufsschulen geführt und bekamen Informationen von Seiten der Kreishandwerkerschaft und der Industrie- und Handelskammer. Am Ende waren sogar die Bürgermeister aller Partnergemeinden eingeladen und sollten sich den Fragen der Jugendlichen stellen.

Verdienst in der Ausbildung ist den Franzosen neu

Für Malek, eine 17-jährige Schülerin aus Riorges, war früh klar, was sie ihren Bürgermeister fragen wollte. „Warum bietet unser Rathaus, anders als hier, keine Ausbildungsplätze an?“ Das deutsche System des dualen Studiums oder der dualen Berufsausbildung findet sie sehr interessant. In Frankreich sei die Ausbildung weniger praxisorientiert. „Außerdem kann man in Deutschland schon in der Ausbildung Geld verdienen“, sagte sie.

Die Spanierin Patricia sah der Fragerunde eher ernüchtert entgegen. „Mir ist nicht klar, wie man die Probleme lösen soll“, sagte sie. „Unsere Schulen sind schlecht ausgestattet. Die Stipendien für die Studenten wurden gekürzt. Die Krise hat uns schwer getroffen“, fasst sie zusammen. Vom deutschen Ausbildungssystem ist sie begeistert, und so reifte ein Plan B bei ihr. Ihr gehe es bei dem Austausch auch darum, andere Länder kennenzulernen. „Man wird dadurch offener und bekommt mehr Mut, sich auf etwas anderes einzulassen“, erklärte die 16-Jährige. Und wenn es in Spanien für sie keine Zukunftsaussichten gebe, dann habe sie jetzt zumindest weniger Angst, anderswo, vielleicht in Deutschland, etwas Neues anzufangen.

Ausbildung zur Not auch im Ausland

„Für einige kann das eine echte Option sein“, meint auch Rudi Mehn. So geriet die Europabaumwoche in Donzdorf auch ein bissschen zum Ausbildungsmarkt. Zumindest die Vertreterin der IHK erklärte, die Betriebe hießen Ausbildungswillige willkommen und versprach allen, die sich bewerben wollten, Unterstützung.