Die 17-jährige Alina Wenger aus Korntal-Münchingen lebt dank eines Stipendiums für ein Jahr in den USA. Dort hat sie eine wichtige Aufgabe: Sie wurde als Jugendbotschafterin ausgewählt. Mit einer Sache freundet sie sich aber wohl nicht mehr an.
Korntal-Münchingen - Mit dem Essen freundet sich Alina Wenger wohl nicht mehr an. Pizza, Burger, Nachos mit Käse – „Das ungesunde Essen nervt. Zwar isst meine Gastfamilie sehr gesund und kocht, aber in der Schulmensa gibt es eine Menge Fastfood“, sagt die 17-Jährige, die seit August in den USA lebt. Dort verbringt sie im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms des Bundestags und des US-Congresses ein Austauschjahr in Washougal. Die ländlich geprägte Kleinstadt im Bundesstaat Washington ist gut 18 Kilometer von Vancouver entfernt.
Jetzt, im Herbst, regne es in Washougal viel, und teilweise kälter als in ihrer Heimat Korntal-Münchingen sei es auch. Nach ihrer Ankunft habe sie sich als Erstes eine Regenjacke gekauft. „Das ist das wichtigste Kleidungsstück hier“, sagt Alina Wenger und lacht. Zwar habe sie zwei Koffer gepackt, „doch trotzdem habe ich nicht genug und nicht immer die richtigen Sachen dabei.“ So habe sie viel Kleidung in neutralen Tönen wie schwarz und weiß mitgenommen. In den USA gebe es aber ständig Anlässe, zu denen sie eine bestimmte Farbe tragen müsse. Zum Beispiel freitags orange und schwarz, die Farben ihrer Highschool.
Auf dem Stundenplan steht das Fach Theater
Alina Wenger ist zum ersten Mal so lang allein weg von zuhause. Dabei erfüllt sie auch noch eine verantwortungsvolle Aufgabe: Als Jugendbotschafterin bringt sie ihren Gasteltern und Mitschülern ihre Kultur näher, berichtet aus Alltag und Politik, etwa in Vorträgen im Unterricht. So lernen alle Beteiligten, was Deutschland und die USA verbindet und unterscheidet. Das soll das gegenseitige Verständnis fördern und die Beziehung der beiden Länder stärken. Zumindest erhoffen sich das die Macher des Patenschafts-Programms. Das gibt es seit 1983. „Viele Amerikaner wissen wenig über Deutschland, sind aber sehr interessiert“, stellt Alina Wenger fest. Sie engagierte sich bis zu ihrer Abreise im Jugendgemeinderat, zudem ist sie Mitglied der Jungen Union. „Es ist wichtig, sich einzusetzen, mitzumischen und der Jugend eine Stimme zu geben“, sagt Alina Wenger. Nach ihrer Rückkehr Ende Juni will sie wieder für den Jugendgemeinderat kandidieren.
Dass sie nun in einer Gastfamilie wohnt, hält die Gymnasiastin für einen Vorteil. „Ich erlebe Land und Leute ganz anders, als wenn ich im Urlaub oder beruflich hier wäre. Man ist im Prinzip ein Teil davon.“ Große Unterschiede bemerkt sie in der Schule. Sie musste sechs Fächer wählen – unter anderem entschied sie sich für Theater und Psychologie – und ihr Stundenplan sieht jeden Tag gleich aus. „Im Unterricht redet man viel und lernt wenig. Dafür bekommt man viele Hausaufgaben und muss sich daheim viel erarbeiten“, sagt Alina Wenger. Nach dem Unterricht spielt sie in einer Theatergruppe. Als „ungewöhnlich“ beschreibt sie, wie stolz die Amerikaner auf ihr Land sind: Vor dem Unterricht leisteten die Schüler einen Schwur auf die Flagge, US-Fahnen hingen überall. Und vor Veranstaltungen sängen die Amerikaner inbrünstig die Nationalhymne.
Am Ende stand sie vor einem bekannten Politiker
Alina Wenger ist davon überzeugt, dass sie ihr Stipendium in den USA hauptsächlich ihrem politischen Engagement verdankt. Vier Kandidaten aus dem Wahlkreis Ludwigsburg hätten sich beworben. Nach diversen Tests und Gesprächen stand sie schließlich vor dem Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises, der sich für einen Bewerber entscheidet. Dass sie Steffen Bilger (CDU) von einem früheren Schulpraktikum kennt, und er derselben Partei angehört wie sie, habe indes keine Rolle gespielt. Dessen ist sich Alina Wenger sicher. „Steffen Bilger kann das trennen.“ Vielmehr sei sie diejenige Bewerberin gewesen, die sich am meisten für Politik interessiert.
Mehr Informationen zum Austauschprogramm gibt es im Internet unter www.bundestag.de/ppp oder www.afs.de.