Drei deutsche Tennisspielerinnen im Achtelfinale der Australian Open - diese Bilanz kann sich wirklich sehen lassen. Laura Siegemund aus Metzingen ist leider nicht mehr dabei.

Melbourne - Die deutschen Tennis-Damen haben ihre beste Bilanz bei den Australian Open seit 28 Jahren perfekt gemacht. Durch die Drittrunden-Siege von Angelique Kerber und Annika Beck am Samstag stehen in Melbourne erstmals seit 1988 wieder drei deutsche Spielerinnen im Achtelfinale. Am Freitag hatte sich bereits Anna-Lena Friedsam für die Runde der besten 16 qualifiziert. 1988 waren in Steffi Graf, Claudia Kohde-Kilsch, Claudia Porwik und Sylvia Hanika sogar vier Deutsche im Achtelfinale dabei - Graf holte am Ende ihren ersten von vier Titeln in der Millionen-Metropole am Yarra-River.

 

Kerber gewann gegen Madison Brengle aus den USA klar mit 6:1, 6:3. Beck siegte im deutschen Duell mit Laura Siegemund ebenfalls deutlich mit 6:0, 6:4. Da Kerber und Beck am Montag direkt aufeinandertreffen wird erstmals seit Andrea Petkovic 2011 auf jeden Fall eine Deutsche beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison im Viertelfinale stehen. „Das ist sehr erfreulich“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Friedsam steht gegen die polnische Weltranglisten-Vierte Agnieszka Radwanska am Sonntag (7.00 Uhr deutscher Zeit/Eurosport) dagegen vor einer schweren Aufgabe.

Annika Beck hat ihr Spiel verändert

Vor allem Beck überzeugt in Melbourne bislang und hat erstmals überhaupt bei einem Grand-Slam-Turnier die dritte Runde überstanden. Die Bonnerin wirkt bei der mit 28,38 Millionen Euro dotierten Veranstaltung wie verwandelt. Stand sie in der Vergangenheit meist meterweit hinter der Grundlinie und versuchte lediglich, die Bälle zurück ins Feld zu spielen, nimmt sie jetzt das Zepter auf dem Platz selbst in die Hand. „Ich will aggressiver und mutiger spielen“, sagte Beck über ihren neuen Stil.

Großen Anteil daran hat ihr neuer Trainer Mark Derksen aus den Niederlanden, mit dem die 21-Jährige nun seit etwas mehr als einem halben Jahr zusammenarbeitet. „Er kennt mich sehr gut und hat mir ein paar Dinge gezeigt, wie ich auf dem Platz in bestimmten Momenten reagieren muss“, sagte Beck.

Ganz einfach ist ihr die Umstellung von der Defensivexpertin zur Offensivkünstlerin nicht gefallen. „Ich denke, jede Tennisspielerin hat ihren eigenen Sturkopf“, erzählte Beck, „es ist nicht immer einfach, wenn man kritisiert wird.“ Doch um in der Weltrangliste weiter nach vorne zu kommen, nimmt die gebürtige Gießenerin die Ratschläge inzwischen an. „Ich habe mich auch als Persönlichkeit weiterentwickelt, bin nun viel offener für Kritik.“

Siegemund schnell auf der Verliererstraße

Gegen Siegemund startete Beck furios und holte sich nach gerade einmal 34 Minuten den ersten Satz. Auch im zweiten Abschnitt schaffte sie zwei schnelle Breaks. Erst nach einer kurzen Behandlungspause gelang Siegemund der erste Spielgewinn. „Das muss man auch erst einmal schaffen, die ersten neun Spiele zu verlieren, obwohl man gar nicht nervös ist“, sagte die 27-Jährige.

Beck hatte ihre Nerven dagegen auch im Griff, als es gegen Ende des zweiten Satzes etwas enger wurde. Sie verwandelte nach 1:40 Stunden ihren dritten Matchball. „Das ist der bislang größte Erfolg meiner Karriere“, sagte Beck. Ihre bisherigen Highlights waren die Titel in Québec (2015) und Luxemburg (2014). „Ein Turniersieg hat immer etwas Spezielles, aber ich glaube, auf der großen Bühne sein bestes Tennis zu zeigen, das ist es, wofür man arbeitet.“

Für Kerber geht das Turnier jetzt richtig los

Dass sie nach dem Sieg die Musical-Tickets für Siegemund bezahlen musste, konnte Beck angesichts eines nun bereits sicheren Preisgeldes in Höhe von umgerechnet rund 113 000 Euro gut verkraften. Die beiden Freundinnen hatten vor der Begegnung vereinbart, dass die Siegerin die Verliererin einlädt. „Das ist mein einziger Trost“, sagte Siegemund schmunzelnd.

Die 27-Jährige, die völlig überraschend die dritte Runde erreicht hatte, wollte sich jetzt noch ein paar schöne Tage in Melbourne machen. Für Kerber geht das Turnier dagegen jetzt erst so richtig los. Gegen Brengle musste die deutsche Nummer eins nur Kurzarbeit verrichten und geriet nie in Gefahr. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Ich spiele von Runde zu Runde besser“, sagte die Kielerin, die zum dritten Mal Down Under im Achtelfinale steht. Im vergangenen Jahr war sie bereits in der ersten Runde gescheitert.