Für Trainer Tayfun Korkut, Kapitän Christian Gentner und Torjäger Mario Gomez ist die Reise des VfB Stuttgart zum VfL Wolfsburg an diesem Samstag keine wie jede andere.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Zeit der Vorbereitung ist kurz gewesen für Tayfun Korkut, den neuen VfB-Cheftrainer, ehe es an diesem Samstag in der Arena des VfL Wolfsburg ernst wird. „Ich habe eine neugierige, aufmerksame und wissbegierige Mannschaft kennengelernt“, sagt der 43-Jährige, der den Sturm der Entrüstung rund um seine Amtseinführung unkommentiert hat vorüberziehen lassen. „Ich kann die Enttäuschung über die sportliche Situation verstehen“, sagt Korkut nur: „Ich bin hier, um die Fans wieder zufriedenzustellen. Ich verspüre ein positives Prickeln und kann durch meine bisherigen Erfahrungen als Trainer, aber auch als Spieler sagen: Ich bin gerüstet.“

 

Tatsächlich steht die Premiere des Tayfun Korkut unter besonderen Vorzeichen: Denn nicht nur die taktischen und personellen Änderungen des neuen Trainers, sondern auch die Rückkehr des ehemaligen Wolfsburger Torjägers Mario Gomez und die Geschichte des VfB-Kapitäns Christian Gentner, der sich beim 1:0-Hinspielsieg so schwer im Gesicht verletzte, geben dem Auftritt in der Autostadt eine pikante Note.

Die Handschrift des Trainers

„Wir sollten keine Bedenken haben. Dieses Spiel bietet die Chance, drei Punkte zu holen und auswärts die Negativserie zu stoppen“, sagt Tayfun Korkut, der trotz der kümmerlichen Stuttgarter Bilanz von nur einem Punkt nach zehn Auswärtsspielen nicht vorhat, das komplette VfB-Team umzukrempeln. Dazu fehlen dem Kader, der neben Gomez im Winter nur mit den beiden Youngstern Erik Thommy und Jacob Bruun Larsen verstärkt wurde, auch die Alternativen. Aber: „Es kann personelle Wechsel und Änderungen an der Ausrichtung geben“, ergänzt der Chefcoach.

Um sich vom Vorgänger Hannes Wolf abzuheben, dem viele Anhänger eine zu defensive Grundhaltung vorwarfen, dürfte Korkut offensiver aufstellen. Vieles spricht daher für ein 4-4-2-System mit Mario Gomez und Daniel Ginczek als Doppelspitze. Beide haben seit Korkuts Einstand stets voll mittrainiert. Zudem will der Trainer die Dinge möglichst einfach halten. „Unter Druck können zu viele Informationen bei den Spielern auch für Verwirrung sorgen“, sagt Korkut, der auch bei der Grundausrichtung des Teams neue Wege gehen will. Während Wolf seine Taktik stets auch nach dem Gegner ausrichtete, setzt sein Nachfolger eher auf ein neues, schwäbisches Mia-san-mia-Gefühl. Das VfB-Spiel soll sich also wieder mehr an den eigenen Stärken orientieren. „Wir haben viele erfahrene Spieler mit viel Selbstvertrauen im Team“, sagt Tayfun Korkut.

Die Rückkehr des Torjägers

Mit 32 Jahren und bisher 155 BundesligaToren zählt Mario Gomez gewiss zu den Routiniers des Kaders. Die Reise zu seinem Ex-Club Wolfsburg, dem er im Januar den Rücken kehrte, hat aber auch für den Stürmer einen speziellen Charakter. Schließlich hatte Gomez, in der Vorsaison mit seinen Toren der Garant für den Klassenverbleib des VfL, jüngst für einigen Unmut in der Wolfsburger Fangemeinde gesorgt. „Ich habe in der Hinrunde gemerkt, dass ich zu viele Schulterklopfer hatte. Egal, wie wir gespielt haben, alle Leute haben mir immer gesagt, wie toll und gut ich bin“, hatte Gomez zur Situation beim Ex-Club gesagt.

Wenig später versuchte der Stürmer auf der VfL-Homepage, die Wogen zu glätten. „Es war null Komma null meine Absicht, irgendjemanden im Verein – Mitspieler, Trainer, euch Fans, den Club – zu enttäuschen“, erklärte Gomez. Doch die Fans vergessen nicht so schnell. So dürfte der Stürmer in der VW-Arena mit Pfiffen empfangen werden. „Er ist ein besonderer Spieler. Eine Hauptaufgabe wird sein, ihn im Strafraum mit Zuspielen zu füttern, um seine Stärke auf den Platz zu kriegen“, sagt Korkut über Gomez, der unbedingt sein erstes VfB-Tor seit dem 23. Mai 2009 (damals im Spiel beim FC Bayern) erzielen will.

Der Horrorcrash des Kapitäns

Die Szene vom 16. September 2017 hat sich in die Köpfe der VfB-Fangemeinde eingebrannt: 85 Minuten waren in der Mercedes-Benz-Arena gespielt, als der Wolfsburger Torhüter Koen Casteels bei einer Rettungsaktion Christian Gentner mit dem Knie mit voller Wucht im Gesicht traf. Nachdem der Teamarzt Raymond Best dem VfB-Spielführer die Zunge aus dem Hals gezogen hatte, blieben die Folgen dennoch gravierend: Augenhöhle, Oberkiefer und Nasenbein des 32-Jährigen waren gebrochen, zweimal musste Gentner operiert werden und fiel für zwei Monate aus.

„Ich bin überzeugt, dass ihn das nicht belasten wird“, sagt Tayfun Korkut über den Stuttgarter Leitwolf: „Christian besitzt genug Erfahrung, um damit umzugehen.“ Tatsächlich ist zwischen Casteels, der sich umgehend via Telefon bei Gentners Ehefrau Verena nach dem Gesundheitszustand ihres Mannes erkundigt hatte, und dem Stuttgarter Kapitän alles geklärt. „Bei mir bleibt da nichts hängen“, sagt Gentner, der als Maskenmann gleich ganz stark auftrumpfte und den Gesichtsschutz bis auf Weiteres trägt. Überdies taugt Gentner als gutes Omen für den VfB: Immerhin sicherte sich der Mittelfeldmann mit dem VfL 2009 seine zweite deutsche Meisterschaft.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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