Gewerbetreibende bekommen die Vollsperrung der alten B 27 im Siebenmühlental zu spüren. Sie Klagen über verwirrende Umleitungshinweise.

Steinenbronn/Leinfelden-Echterdingen - Während sich die Anwohner am Ortseingang von Steinenbronn aus nachvollziehbaren Gründen über verkehrsberuhigte Sommerwochen freuen, sorgt die Vollsperrung bei den Gewerbetreibenden in Steinenbronn zunehmend für Unmut. Die Dringlichkeit der Sanierungsarbeiten an der L 1208 stellt dabei niemand in Abrede. Die Umleitungsbeschilderung aber hält beispielsweise Peter Grob für „äußerst unfachmännisch“. „Wer keine guten Ortskenntnisse hat, findet nicht her“, musste der Mitinhaber des Küchenhauses wiederholt feststellen.

 

Erst dieser Tage wieder seien Lastwagenfahrer, die Ware anliefern sollten, schimpfend wie die Rohrspatzen aus ihrer Kabine geklettert. Sie hatten sich unterwegs heillos verheddert und – endlich angekommen – entnervt erklärt, dass bei der Umleitungsplanung „wohl Fahrradfahrer am Werk waren“. Außendienst-Profis aus Richtung Stuttgart, die sich ihren Angaben zufolge auf die Beschilderung verlassen hatten, strandeten unabhängig voreinander in Bernhausen und griffen irgendwann verzweifelt zum Telefon.

Zwei Stunden unterwegs

Ebenfalls mit dem Handy am Ohr musste sich ein Kunde von Grob kreuz und quer aus Filderstadt herauslotsen lassen. Eine Kundin aus Vaihingen war volle zwei Stunden unterwegs. „Die Beschilderung auf der B 27 setzt voraus, dass man sich nach dem Abzweig auskennt“, betont Grob und bezeichnet die derzeitige Situation als „sehr unglücklich“.

Schlichtweg von einer Katastrophe spricht Raffaele Peragine. Aus gutem Grund: Der Kundenzulauf sei mit Beginn der Straßenarbeiten im Tal abrupt abgebrochen. Höchstens ein Prozent der Interessenten finde noch den Weg zu „Sitting Bull“, dem Steinenbronner Tisch- und Stuhl-Spezialisten. Besonders ärgerlich ist für den Inhaber das Fehlen jeglicher offizieller Informationen. Wenn er rechtzeitig von der Vollsperrung in Kenntnis gesetzt worden wäre, hätte er Werbeausgaben für den Filderraum einsparen und sich dafür eher auf den Böblinger Bereich konzentrieren können, moniert Peragine. „So sind bereits drei Wochen verloren.“

„Total abgeschlossen“

„Die Vollsperrung tut uns allen nicht gut“, bringt es eine weitere Einzelhändlerin auf den Punkt und hofft, dass die Maßnahmen wenigstens zügig vonstatten gehen. Die Steinenbronnerin möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, empfindet sich derzeit aber „wie auf einem anderen Stern – total abgeschlossen“.

Die Arbeiten würden im Ort zähneknirschend hingenommen. Wofür die Leute allerdings kein Verständnis hätten, sei die Vier-Tage-Woche des Bautrupps. Das Argument, dafür würde 14 Stunden am Stück gebaggert und geschuftet, zweifelt die Geschäftsfrau ebenso aus klimatischen wie arbeitsrechtlichen Gründen an.

Arbeiten im Zeitplan

Von sieben in der Frühe bis acht Uhr abends dauere seine Arbeitszeit, bestätigt allerdings Mario Resch, der Vorarbeiter der bayerischen Spezial-Tiefbaufirma. Von ihm aus, behauptet er lachend, dürfe es in dieser Zeit gern noch ein bisschen wärmer werden, aber unabhängig vom Wetter seien er und die Kollegen wie im Zeitplan vorgesehen dabei, den rutschenden Hang durch Stützkörper zu befestigen. Am heutigen Freitag, 24. August, komme dann eine andere Firma zum Einsatz, um die alte Teerschicht von der Straße zu fräsen. Parallel müssen auch die Männer vom Bau immer wieder verdutzte Autofahrer abfangen, die von einer Vollsperrung offenbar nichts mitbekommen haben und irgendwie durch den Baustellenbereich wollen.

Verantwortlich für die Umleitung ist nach den Worten von Jutta Rößler vom Ordnungsamt in Leinfelden-Echterdingen eine „versierte Beschilderungsfirma“. Wenn es zu Irritationen komme, werde sie diesen Hinweisen nachgehen, sagt die stellvertretende Amtsleiterin.

Sieben Wochen Bauzeit

Auch Einar Dittmann vom Regierungspräsidium verspricht, seinen Bauleiter noch einmal auf eine Überprüfungstour zu schicken. Grundsätzlich werde alles für eine Beschleunigung des Bauablaufs getan, betonen er und Rößler. Als erklärter Optimist hofft Dittmann sogar, dass die auf sieben Wochen veranschlagte Bauzeit „eher einen Tag weniger als mehr“ in Anspruch nimmt.