Von milder Skepsis bis hin zu handfesten Stornierungen: Wie reagieren USA-Urlauber, Sprachreisende und Austauschschüler aus Stuttgart auf die US-Wahl? Noch halten sich die Auswirkungen in Grenzen.

Stuttgart - Die Schüler des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums in Zuffenhausen setzen sich schon länger mit der US-Wahl auseinander. „Wir thematisieren das stark im Englischunterricht. Außerdem gab es einen Seminarkurs, der sich nur mit den Wahlen beschäftigt hat“, berichtet Julia Baum. Gemeinsam mit zwölf Schülern fliegt die Lehrerin für Englisch und Gemeinschaftskunde im März nach St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, um die Partnerschule John Burroughs School zu besuchen.

 

Natürlich fragten sich die Schüler, wie einer wie Donald Trump gewählt werden konnte, sagt Julia Baum. Das greife man im Unterricht auf. „Wie sieht es mit der politischen Bildung in den USA aus? Was bedeutet Political Correctness in diesem Zusammenhang? Und welche Auswirkungen hat all das auf Europa?“ Diese Fragen entfachten Diskussionen unter den Schülern, der Redebedarf sei nach der Wahl noch mal gewachsen, erzählt Julia Baum. Als Lehrerin kann sie dem Ausgang der Wahl sogar Gutes abgewinnen. Denn so viel wie in diesem Jahr werde selten über die Wahl gesprochen. Den Austausch infrage zu stellen gehe auf keinen Fall: „Die USA sind ja ein demokratisches Land“, sagt Baum.

Einige beunruhigte Anrufer

Doch wie sieht es aus, wenn es um individuell organisierten Schüleraustausch geht? Beim gemeinnützigen Verein AFS Interkulturelle Begegnungen in der Stöckachstraße halten sich die Reaktionen auf den Wahlerfolg des Republikaners bisher noch in Grenzen. Der vom Kultusministerium koordinierte Verein ermöglicht unter anderem individuelle Schüleraustausche. „Es gab ein paar telefonische Anfragen von Leuten, die etwas beunruhigt waren“, sagt die PR-Koordinatorin Paula Schneider. Die hätten vor allem Redebedarf gehabt – konkrete Rücktritte von bereits gebuchten Programmen seien aber bislang nicht erfolgt.

Große Auswirkungen spürt man auch beim Reisebüro Sta Travel in der Eberhardstraße nicht. „Es gab keine Stornierungen wegen der Wahl“, sagt die Mitarbeiterin Sophia Meger. Den einen oder anderen Kommentar hätten Kunden durchaus zur Wahl geäußert. Doch dabei bleibe es dann auch. Als Reiseziel seien die USA sogar attraktiver denn je, so Meger. „Wir bekommen in letzter Zeit viele Anfragen von Kunden, die im kommenden Jahr in die Staaten fliegen wollen“, sagt sie. Das habe sich auch nach der Wahl nicht geändert.

Mehr Skepsis schlägt dem Reiseanbieter Canusa Touristik in der Badstraße entgegen. Vor allem ältere Menschen hätten gegenüber dem auf Individualreisen nach Nordamerika spezialisierten Anbieter ihre Bedenken geäußert. „Die Menschen sind verunsichert. Es gibt auch solche, die aus Trotz oder aus Prinzip nicht mehr nach Amerika reisen wollen“, erzählt eine Mitarbeiterin. Viele Bedenken seien allerdings übertrieben. Bei Canusa verweist man auf die Möglichkeit, bis zwei Monate vor Abreise zu stornieren. Das Reisebüro rät seinen Kunden, die Entwicklung abzuwarten und nicht vorschnell zu reagieren.

Manche buchen ihre Sprachreise um – und weichen auf England aus

Konkrete Folgen der Trump-Wahl hat auch der Sprachreisenanbieter Education First (EF) in der Hirschstraße zumindest leicht zu spüren bekommen. Die USA sind ein Schwerpunkt im Angebot. „Es gab in Einzelfällen Stornierungen“, sagt die Mitarbeiterin Angelina Sakal. „Einige Kunden sagen ihre Reise ab, andere gehen eben stattdessen nach England“, so Sakal. Überrascht sei sie persönlich nicht gewesen. Auch rechne sie damit, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Beschwichtigungsversuche seitens Education First gebe es nur bedingt. „Im Vordergrund steht der Wunsch des Kunden – danach richten wir uns“, sagt Angelina Sakal.