Benötigt jeder Schüler ein iPad, um für die Zukunft gerüstet zu sein, wie der Rektor der Gemeinschaftsschule fordert? Der Gemeinderat ist skeptisch. Einblicke in den Alltag bei Trumpf helfen bei der Bewertung.

Ditzingen - Über der einen Lasermaschine prangt ein großer Monitor, für eine andere steht er in unmittelbarer Nähe. Es sind Bedienhilfen, auf die die Mitarbeiter bei Trumpf im Stammwerk Ditzingen im Zweifel blicken können.

 

Tiago Gomes benötigt diese Absicherung nicht mehr. Der Blick des Mitarbeiters in der digital vernetzten Blechfertigung des Laserspezialisten richtet sich stattdessen auf ein kleines Handgerät, das aussieht wie ein Smartphone. Auf dem Taschencomputer werden die Aufträge angezeigt, die er an der Maschine abzuarbeiten hat. „Man kann flexibler auf die Auftragslage eingehen und die Aufträge bearbeiten“, sagt Gomes. Auf diese Weise sollen Eilaufträge schnell erledigt werden können.

Jedem Schüler ein Tablet?

Der Zeitdruck ist schließlich groß, denn der Druck im internationalen Wettbewerb ist es auch. Eilaufträge, die im Unternehmen eingehen, sind deshalb häufiger, als sie es noch vor einigen Jahren waren.

In diesem Umfeld werden die Schüler von heute in fünf oder zehn Jahren ihre Ausbildung machen. Darauf verweist der Rektor der Theodor-Heuglin-Schule, Jörg Fröscher, immer wieder, wenn über die Medienausstattung an den Schulen diskutiert wird. Fröscher tat dies auch, als die Ditzinger Stadträte über die EDV-Ausstattung an seiner Schule diskutierten. Nicht jeder sah die Notwendigkeit, alle Schüler mit einem Tablet auszustatten. Fröschers Anliegen indes war es, beginnend mit einer Klassenstufe, nach und nach alle Schüler damit zu versorgen. Laut dem Land soll mittelfristig jedem Schüler ein Tablet zur Verfügung gestellt werden.

Geräte sind nach 20 Uhr gesperrt

Die Stadtverwaltung versuche, „die Schulen gemäß ihren Forderungen und Wünschen auszustatten“, hatte der Oberbürgermeister Michael Makurath argumentiert. Er gab zu bedenken, dass es fraglich sei, einer Schule zu diktieren, wie sie ihren Unterricht zu gestalten habe.

Inzwischen haben alle Fünftklässler der Gemeinschaftsschule in Hirschlanden ein iPad. Sie könnten es auch mit nach Hause nehmen, sagt Fröscher. „Allerdings ist es nach 20 Uhr gesichert.“ Dann ist es nur noch nutzbar für die Dinge, die über die Schule zur Verfügung gestellt werden. Spielen kann dann niemand mehr darauf.

Machen die Schüler eine Ausbildung für einen IT-Beruf bei Trumpf, erwartet dessen Ausbilder Daniel Stannard mehr als nur ein gewisses Verständnis für Informationstechnologie. „Die künftigen Azubis sollten schon mal programmiert haben.“ Doch dafür muss das Wissen in der Schule vermittelt werden. Gerd Duffke, Programmleiter in der Personalabteilung, aber sagt: „60 Prozent der Lehrkräfte sind noch nicht auf digitale Lernformate vorbereitet.“ Gleichwohl plädiert er dafür, „sich nicht nur auf die Technik zu konzentrieren, sondern auch die Menschen mitzunehmen“. Das gelte für alle Altersgruppen.

Mit dem Begriff Industrie 4.0 wird bei Trumpf der Weg dorthin beschrieben. Herkömmliche und moderne Verfahren werden immer wieder kombiniert. Die Kerndaten eines Auftrags etwa werden nach wie vor beim Verantwortlichen nicht nur digital im Handgerät, sondern auch in Papierform hinterlegt.

Zeit ist Geld

Zeit ist Geld, das gilt auch für die Entwicklungsingenieure. Ihre Maschinen müssen binnen kurzer Zeit auf veränderte Anforderungen, also neue Aufträge, reagieren. Produkte werden nicht mehr nur in vergleichsweiser großer Stückzahl produziert. Auf Kundenwünsche einzugehen bedeutet, mit ein- und derselben Maschine Varianten zu produzieren. Ähnlich wie sich der Autokunde die Innenausstattung seines Fahrzeugs konfigurieren kann. Die Maschine muss flexibel sein. „Der Mensch kann die Antworten nicht in derselben Zeit geben wie eine Maschine“, sagt Marc Detmers von Trumpf. Um diese zu entwickeln, bedürfe es mindestens einen, der die Anforderung an die Maschine formuliert und einen, der das Programm entwickelt.

Für die Theodor-Heuglin-Schüler bedeutet dies, sie lernen unter anderem, grafische Oberflächen zu gestalten. Doch die Schüler befassen sich nicht nur mit den Anforderungen der Wirtschaft. Sie wissen laut Jörg Fröscher auch, wie Algorithmen funktionieren: Sie können etwa erklären, woher der Internethändler Amazon weiß, wo man den letzten Urlaub verbrachte.