Nico Kurz und Felix Rath, zwei zwölfjährige Schüler des Filderstädter Eduard-Spranger-Gymnasiums, haben mit einer „unglaublichen Lichtmaschine“ bei einem bundesweiten Wettbewerb zahlreiche ältere Teilnehmer ausgestochen – und unter anderem Eiscreme für Astronauten erhalten.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Filderstadt - Mit einem lauten Krachen auf dem Betonboden aufschlagende Holzpaletten, ein per Baustrahler in Fahrt gesetztes Solar-Modellauto und eine Kettenreaktion mit Wassereimern, Schlagpendeln, Dominosteinen und einer von einem gigantischen Gabelstapler aus in die Tiefe sausenden Seilbahn – das ist das Material, aus dem die Träume von Felix Rath und Nico Kurz gebaut sind.

 

Mit ihren Ideen für eine auf den ersten Blick wahrlich aberwitzig erscheinende Konstruktion haben sich die beiden zwölfjährigen Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums an einem Wettbewerb des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft beteiligt – und es auf Anhieb in die Top Ten der kreativen Köpfe geschafft. Die in einer Fabrikhalle aufgebaute Mechanik der beiden Buben begeisterte nicht nur Physiklehrer Julian Rosenkranz, sondern überzeugte auch das Preisgericht.

Trotz 200 Konkurrenten gelang Sprung in die Top Ten

„Bei circa 200 Einsendungen von Schulen aus ganz Deutschland ist das eine ganz tolle Leistung“, kommentiert die Jury in einem am Dienstag im Eduard-Spranger-Gymnasium eingegangenen Glückwunschbrief den Sprung unter die besten zehn Teams des Wettbewerbs. Zumal die beiden aus dem Stadtteil Bonlanden stammenden Nachwuchstalente mit zu den jüngsten Teilnehmern des Wettbewerbs gehören.

Bei dem von den beiden renommierten Institutionen passend zum Jahr des Lichts ausgeschriebenen Schülerpreis waren Kinder und Jugendliche aller Altersstufen und Schularten aufgefordert, unter dem Titel „Die unglaubliche Lichtmaschine“ eine Mechanik zu konstruieren, die nach dem Start ohne weiteres Eingreifen in eine Kettenreaktion übergeht. Als zwingend vorgeschriebenes Element musste das Thema „Licht“ enthalten sein, ein ungeschnittenes Video vom Ablauf der Kettenreaktion sollte als Beleg der Funktionsfähigkeit dienen.

Vom Papa organisierte Fabrikhalle bot Platz für den Aufbau

Felix Rath und Nico Kurz jedenfalls waren Feuer und Flamme, als die Schüler kurz vor Ostern im Physikunterricht auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht wurden. „Statt die Ferien abzuwarten begannen die beiden, in der Lagerhalle von Nicos Vater in Obertürkheim mit dem Aufbau von Paletten und Dominosteinen und filmten eine erste Version ihrer Kettenreaktion“, schwärmt Lehrer Julian Rosenkranz vom Tatendrang seiner Schüler.

Vier Wochenenden lang wurde in der Lagerhalle gebastelt und getestet, bis die unglaubliche Maschinerie endlich ohne Unterbrechung funktionierte. Mit das größte technische Problem stellte bei den Versuchen die Kameraführung dar, um das Experiment auch wirklich in allen Phasen einzufangen. „Mit unendlicher Geduld wurde die Kettenreaktion wieder und wieder aufgebaut, bis die perfekte Aufnahme gelungen war“, erzählt Rosenkranz.

Vierfach-Lösung für das vorgeschriebene Thema „Licht“

Ergebnis ist ein 1,36 Minuten langes Video, in dem Paletten stürzen, Golfbälle in Klopapierrollen versinken und ein sich mit Wasser füllender Eimer durch die Schwerkraft einen Pendelmechanismus auslöst. Für das Thema „Licht“ haben sich die beiden frischgebackenen Achtklässler sogar eine Vierfach-Lösung ausgedacht: Eine brennende Kerze unter einem Seil ist ebenso mit von der Partie wie eine Leselampe, ein solargetriebenes Modellauto und nicht zuletzt ein Videobeamer, der durch die Kettenreaktion erst enthüllt wird – ein Einfallsreichtum, der offenbar auch der Wettbewerbsjury gefiel.

Die beiden Schüler selbst wollen um ihr kreatives Talent gar nicht viel Aufhebens machen. Felix Rath spricht von „spontanen Ideen“, einen Aufbauplan oder gar eigens angefertigte Skizzen brauchten die Physik-Fans aus Bonlanden nicht. „Wir sind einfach hin und haben ausprobiert“, sagt Nico Kurz. Als Dank für die Mühe können sie testen, wie Astronautennahrung schmeckt. In dem von Schulleiterin Ursula Bauer überreichten Päckchen mit den Wettbewerbspreisen findet sich neben T-Shirts und Physikmodellen auch Tüten-Eis mit Erdbeeraroma.