Das Frauenkollektiv Stuttgart ruft mit anderen feministischen Gruppen den Preis um den Goldenen Gaul aus. Damit soll der größte Sexist Stuttgarts gekürt werden. Wir haben nachgefragt, warum sie das tun, und wie sie einen öffentlichen Pranger vermeiden wollen.

Digital Desk: Katrin Maier-Sohn (kms)

Das Frauenkollektiv Stuttgart ruft gemeinsam mit anderen feministischen Gruppen wie dem FF*GZ Stuttgart und Queer*Feminismus Stuttgart den Preis um den Goldenen Gaul aus. Damit soll Stuttgarts größter Sexist aus dem Jahr 2022 ausgezeichnet werden. Stuttgarter:innen können bis zum 31. März Namensvorschläge einreichen. Wir haben das Frauenkollektiv Stuttgart gefragt, warum sie einen solchen Preis ausschreiben, und wie sie einen öffentlichen Pranger vermeiden wollen.

 

Warum schreibt ihr einen Wettbewerb um den größten Sexisten Stuttgarts aus?

Unser Alltag ist von Diskriminierung, Übergriffen und Verfechter:innen von sexistischen Traditionen und Altbewährtem geprägt. Tagtäglich schlagen wir uns damit herum, müssen uns als Frauen, Lesben, trans- und intergeschlechtliche Personen viel anhören. Sexistische Übergriffe und patriarchale Gewalt sind Teil unseres Alltags – überall, zu jeder Zeit, auch hier in Stuttgart. Manche Menschen treiben es unserer Meinung nach aber immer wieder besonders auf die Spitze, zum Beispiel, wenn es um sexistische Sprüche, Verfechten alter traditioneller Geschlechterrollen in der Öffentlichkeit und frauenfeindliches Ausdrücken geht oder gar das Verteidigen patriarchaler Gewalt. Daher dachten wir, es ist höchste Zeit, dass diese negativen Beispiele anerkannt werden. So wie die goldene Himbeere ironischerweise die schlechtesten Schauspieler:innen Hollywoods feiert, werden wir nun den größten Sexisten aus Stuttgart und Umgebung des Jahres 2022 auszeichnen. Damit zeigen wir „Hey, wir beobachten euch, wir sehen, was ihr macht!“ und stellen so eine Öffentlichkeit her.

Nach welchen Kriterien wird die Auszeichnung vergeben?

Wir haben uns mit anderen Gruppen zusammengetan und gemeinsam eine feministische Vernetzung gegründet. Mitglieder dieser feministischen Vernetzung bilden die Jury der Preisverleihung. Nach welchen Kriterien wir den Goldenen Gaul vergeben, bleibt unser Geheimnis. Aber es geht um Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und im Großraum Stuttgart wirken. Diese Preisverleihung ist eine rein symbolische Verleihung und eine kreative Form einer politischen Aktion. Der Preis wird demnach nicht nach objektiven, wissenschaftlich fundierten oder gar formal nachprüfbaren Kriterien vergeben.

Schon jetzt werden öffentlich unter euren Instagram- und Facebook-Posts zum Wettbewerb Namen genannt. Wie wollt ihr einen öffentlichen Pranger vermeiden?

Den wollen wir gar nicht vermeiden.

Am 31. März wird ausgezählt und entschieden, wer den Goldenen Gaul erhält. Wie geht es dann weiter?

Wir verleihen den Award am Samstag, 15. April, im Club Sunny High in der Schwabenbräu-Passage in Bad Cannstatt. Dort werden wir die Nominierten vorstellen und dann benennen, wer den Award gewonnen hat und wie wir diesen dann an die Person bringen. Außerdem wollen wir unsere Gruppen und unsere Arbeit gegen sexistische Strukturen vorstellen – sodass wir gut gelaunt im Anschluss eine feministische After-Show-Party feiern können.