Den Landesorden bekommt demnächst auch eine langjährige Grüne: Heike Schiller, Chefin der Böllstiftung und Mitglied im Regionalparlament. In ihrer Partei stößt dies allerdings auf ein sehr gemischtes Echo.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Am nächsten Samstag ist es wieder so weit. Wie jedes Jahr wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dann die Verdienstorden des Landes überreichen, diesmal im Schloss Ludwigsburg. Für herausragende Verdienste um Baden-Württemberg und seine Bürger werden 19 Frauen und Männer geehrt – darunter zwei Unternehmer, eine Kinderschützerin, ein Ex-Vorstand, ein Fernsehmoderator und eine Spitzensportlerin. Kretschmann wird ihr Engagement preisen, das man stellvertretend würdige, und sie als „echte Vorbilder“ empfehlen.

 

Wie üblich wurden die Landtagsfraktionen vorab über die Liste der Ordenskandidaten informiert – verbunden mit der Bitte, diese noch vertraulich zu halten. Normalerweise nehmen die Abgeordneten sie beiläufig zur Kenntnis und gehen zur Tagesordnung über. Bei den Grünen aber gab es diesmal heftige Reaktionen auf einen Namen: Geehrt werden soll auch die Stuttgarterin Heike Schiller, freiberufliche Autorin, Fotografin und Beraterin, für ihr jahrzehntelanges Engagement als Mitglied der Regionalversammlung und bei der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung, deren Landesvorsitzende sie ist.

Grüne fragen nach grünem Filz

Ein Orden von einem Grünen für eine Grüne – das sollten Grüne eigentlich gut finden. Doch im Fall Schillers gab es hinter vorgehaltener Hand kritische Fragen: Rieche das nicht nach grünem Filz? Wofür solle die Parteifreundin ausgezeichnet werden? Und wer, wurde gerätselt, habe sie wohl vorgeschlagen? Böse Sätze machten die Runde, etwa über den Wert des Landesordens angesichts solcher Träger.

Das Echo erklärt sich damit, dass Schiller in der Ökopartei seit jeher stark polarisiert. Es gibt Grüne, die sie mögen und schätzen, und solche, die das gerade nicht tun, dazwischen ist fast nichts. Vielen Parteifreunden ist die scharfzüngige Aktivistin im Lauf der Jahre verbal auf die Füße getreten, bei manchem innerparteilichen Gerangel galt sie als Strippenzieherin. Sie weiß selbst, dass sie „nicht von allen geliebt“ wird. Eine gewisse Distanz habe auch mit ihrer Rolle zu tun: Für die politischen Stiftungen gelte ja gerade „das Abstandsgebot und die Unabhängigkeit“.

„Parteibuch spielt keine Rolle“

Annehmen will sie den Orden auch deshalb, weil damit die Arbeit der Kollegen in den Stiftungen insgesamt aufgewertet werde, „die sonst nicht so sehr im landespolitischen Fokus steht“. Seit drei Jahrzehnten sei sie ehrenamtlich für die Böll-Stiftung tätig, zunächst als Vorstandsmitglied und seit vielen Jahren als Chefin in Baden-Württemberg. Auch für ihr Mandat in der Regionalversammlung, der sie seit 1994 angehört, gebe es lediglich eine überschaubare Aufwandsentschädigung. Die Verbindung beider Funktionen findet Schiller, ausgesprochen „fruchtbar“.

Die beiden Ehrenämter sind es auch, die das Staatsministerium als Begründung für den Orden anführt. Dass Schiller eine Grüne sei, sagt ein Regierungssprecher, spiele keine Rolle: „Auf die Parteizugehörigkeit der Ordensprätendenten kommt es nicht an.“ Da der Orden nur von 1000 lebenden Baden-Württembergern getragen werden darf, könne man jedes Jahr nur etwa 25 Frauen und Männer auszeichnen.