Die Falstaff-Trophy-Jury hat Moritz Haidle aus Stetten zum Newcomer des Jahres gekürt. Er lasse „mit kompromisslosen Weinen aufhorchen“, urteilen die Juroren.

Kernen - Na klar, das fühlt sich gut an“, sagt der Nachwuchswengerter Moritz Haidle zur jüngsten Auszeichnung als Newcomer des Jahres bei der inzwischen auch international wahrgenommenen Falstaff-Trophy. „Ich habe aber eigentlich nicht erwartet, dass ich da gewinne.“ Eine Einschätzung, die immerhin 90 Juroren ganz offenkundig nicht geteilt haben, die bei der Trophy unabhängig voneinander per Brief ihr Votum in den einzelnen Kategorien wie Wengerter, Newcomer oder Sommelier des Jahres abgeben.

 

Seit der Junior im Weingut Karl Haidle im Jahr 2014 die komplette Verantwortung übernommen habe, so heißt es in der eher knapp gehaltenen Laudatio auf den Stettener Jungstar mit dezidiert eigenen Vorstellungen über ein stimmiges Sortiment, lasse er „mit kompromisslosen Weinen aufhorchen“.

Umstellung auf biologische Bewirtschaftung

Bei den Sorten, sagt wiederum Moritz Haidle, gehe es darum, quer durch die Qualitätsstufen vom leichten Gutswein bis zur gehaltvollen Ersten Lage das jeweilige Terroir schmeckbar zu machen. Und in den inzwischen komplett auf biologische Bewirtschaftung umgestellten Weinbergen des Hauses seien dafür eben der Riesling und der Lemberger prädestiniert. Konsequent und ohne Rücksicht auch auf eigene Trinkvorlieben hat er deshalb schon einiges aus dem Sortiment gekippt. Den Gewürztraminer, Acolon, Dornfelder – alles kleine Mengen, die eben nicht ins Konzept passen, das mit 20-Jahr-Perspektive zu verstehen sei. Der Wengert mit Portugieser ist zum Beispiel bereits gerodet.

Dass er auch den Zweigelt S aus dem Programm gestrichen hat, das hätten ihm einige Stammkunden durchaus übel genommen, gesteht er ein. Aber zwei Qualitätsstufen aus derselben Lage – auch das passt nicht ins konsequent zu Ende gedachte Konzept. Und vom Aus für ihren Lieblings-Weißburgunder sei Mutter Susanne nach wie vor nicht begeistert.

Ohne die Spezialitäten stehen zurzeit noch acht Weißweine auf der Karte des Weinguts – bei den Roten sind es etwas mehr, aber auch das wird sich ändern. „Bei uns ist die Perspektive etwas langfristiger“, sagt Moritz Haidle. „Da muss ich einzelne Schritte machen, deren Ergebnis erst in drei, vier Jahren sichtbar ist.“ Also in 20 Jahren nur noch Riesling und Lemberger? Ganz so wird es nicht kommen. Der Trollinger werde auf jeden Fall erhalten bleiben. „Der gehört mit zu unserer Identität – aber es gibt dann keinen TL mehr.“

Gestrafftes Sortiment beim Weingut

Mit dem gestrafften Sortiment erhofft sich das Stettener Weingut auch verbesserte Perspektiven auf den ausländischen Märkten. Immerhin habe Haidle schon Weine in den USA und in Skandinavien platziert, lobt Falstaff schon im Weinguide 2019 die Entwicklung beim Newcomer. Ganz besonders stolz ist der darauf, dass Haidle-Wein seit August vergangenen Jahres auch in der spanischen Spitzengastronomie präsent ist.

Beim Trip nach Essen zur Trophy-Verleihung, da sei er übrigens nicht nur mit Bernd Kreis in bester regionaler Gesellschaft gewesen, der dort zum Sommelier des Jahres gekürt wurde. Mit im Auto saß auch Altmeister und Falstaff-Juror Gert Aldinger. Moritz Haidle mit typischem Grinsen: „Der war unser Fahrer des Jahres.“

Der Sommelier des Jahres

Titel:
Auch die Auszeichnung als Sommelier des Jahres geht bei der 2019er Falstaff-Trophy in die Region. Der Stuttgarter Weinfachmann Bernd Kreis, Jahrgang 1963, gehöre zu „der Generation von Sommeliers, die das deutsche Wein- und Gastronomiewunder der 1990er-Jahre aus nächster Nähe erlebt und mitgeprägt haben“, sagen die Laudatoren des Weinführers Falstaff. Als Weinhändler und bei seinem Engagement für die Förderung junger Winzertalente gebe er „dem Sommelierberuf die weitestmögliche Interpretation“.

Werdegang:
Bernd Kreis war von 1991 bis 2001 ein komplettes Jahrzehnt lang Chefsommelier in der Stuttgarter Wielandshöhe und erwarb sich schon 1992 die Auszeichnung als „meilleur sommelier d’europe“. 1996 eröffnete er seine eigene Weinhandlung, die er noch heute mit zwei Standorten in Stuttgart führt. Kreis bewirtschaftet außerdem seit längerem einen 20 Ar großen Weinberg in Steillage am Scharrenberg in Stuttgart-Degerloch.