Bei der Verkostung der besten deutschen Rotweine haben lokale Erzeugnisse auch dieses Jahr die Nase vorn: Fast ein Drittel der von einer Fachjury gekürten Preisträger kommt aus der Region zwischen dem Remstal und dem Stuttgarter Neckarufer.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Winterbach - Nach dem Bilderbuch-Ergebnis vom vergangenen Jahr war nicht unbedingt zu erwarten, dass die Weinmacher aus Fellbach, Stuttgart und dem Remstal beim Deutschen Rotweinpreis auch 2017 wieder in so großer Zahl auf dem Siegertreppchen stehen. Schließlich werden auch in anderen Landstrichen durchaus trinkbare Tropfen erzeugt, auch Winzer aus Franken, der Pfalz oder dem Rheingau verstehen ihr Geschäft – und bei insgesamt 1850 geprüften und beurteilten Weinen ist die Konkurrenz bei dem seit 1987 vom Fachmagazin Vinum verliehenen und als renommiertester Wettbewerb der Republik geltenden Rotweinpreis groß.

 

Gala zur Verleihung in der Fellbacher Alten Kelter

Umso bemerkenswerter ist, dass bei der festlichen Gala zur Verleihung in der Fellbacher Alten Kelter am 4. November die lange unterschätzte Weinregion erneut etliche Preise abräumen wird. Fast ein Drittel der insgesamt 24 ausgezeichneten Weine in den acht Kategorien stammt von Rebhängen zwischen dem Remstal und dem Stuttgarter Neckarufer. Darauf hat Kernens Bürgermeister Stefan Altenberger als Vorsitzender des Tourismusvereins Remstal-Route am Freitag verwiesen – und die Preisträger in der Weinhandlung von Daniel Hasert in Winterbach gut eine Woche vor der Verleihung an einen Tisch geholt. „Wir müssen uns auch beim Rotwein sicher nicht vor internationalen Weinbauregionen verstecken“, urteilte der Rathauschef stolz – zumal der Generationswechsel bei den Weingütern hervorragend funktioniere und sich der Klimawandel auf die Vielfalt bei den Rebsorten eher positiv auswirke. Altenberger betonte, dass es sich bei den Wettbewerbserfolgen um keine Eintagsfliegen handle: „Beim Rotweinpreis gab es bisher kaum ein Jahr, in dem das Remstal nicht auf dem Podium vertreten war“, sagte er.

Markus Heid belegt mit seinem Großen Gewächs vom Lämmler Rang drei

Tatsächlich haben sich die lokalen Erzeuger den Ruf dauerhafter Qualitätsarbeit erworben. Bestes Beispiel ist der aus Fellbach stammende Jürgen Off, Kellermeister der Weinmanufaktur Untertürkheim. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem „Roten Riesen“ für sein Lebenswerk geadelt, außerdem heimste die Genossenschaft den Siegertitel beim Lemberger ein, die Fell-bacher Weingärtner kamen auf einen sehr respektablen dritten Platz. In diesem Jahr wird Untertürkheim mit einem Cabernet Franc auf dem Treppchen stehen – gemeinsam mit dem Syrah der Kollegen vom Collegium Wirtemberg aus Rotenberg und Uhlbach gibt es einen zweiten Platz in der Kategorie für internationale Rebsorten. Beim Lemberger wird der Winterbacher Jürgen Ellwanger mit einem Großen Gewächs vom Hebsacker Lichtenberg die Nase vorn haben, der Fellbacher Spitzenwinzer Markus Heid belegt mit seinem Großen Gewächs vom Lämmler Rang drei.

Besonders deutlich wird die regionale Dominanz beim Zweigelt, der zwar schon 1922 in Österreich aus Lemberger und St. Laurent gekreuzt wurde, beim Rotweinpreis aber immer noch in der Rubrik für die neugezüchteten Rebsorten läuft. Als Sieger der Kategorie hat die Jury des Fach-magazins den Zweigelt des Schwaikheimer Weinguts Escher gekürt, auf den zweiten Platz kommt erneut Jürgen Ellwanger mit seinem Hades-Zweigelt, der dritte Rang geht ebenfalls für einen Zweigelt ans Weingut Zimmerle aus Korb – mehr Regional-erfolg geht nicht. Ebenfalls ans Weingut Ellwanger – allerdings an Bernhard Ellwanger aus Großheppach – geht der zweite Preis für einen Muskattrollinger-Eiswein.