Beim Deutschen Buchhandlungspreis gewinnen Uscha Kloke und Joachim Arlt 15 000 Euro.

Stuttgart-Botnang - Uscha Kloke und Joachim Arlt können es immer noch kaum fassen. Beim Deutschen Buchhandlungspreis sind sie unter den besten acht Buchhandlungen der Republik gelandet. Ein Erfolg, der ihnen Auftrieb gibt und sie nachts auch ein wenig besser schlafen lässt.

 

Uscha Kloke ist mit Leib und Seele Buchhändlerin. 2001 hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Joachim Arlt den Botnanger Buchladen an der Franz-Schubert-Straße 25 übernommen. „Wir hatten eine feste Vorstellung, eine klare Idee von dem, was unsere Buchhandlung sein sollte. Welch’ ein Glück, dass Botnang genau auf diese Art von Buchhandlung gewartet hat“, sagt Arlt. Regelmäßig finden in den Geschäftsräumen Autorenlesungen und literarische Veranstaltungen statt – zuletzt am Donnerstag. Alexander Schimmelbusch las aus seinem Roman „Hochdeutschland“. Seit sechs Wochen war die Veranstaltung ausverkauft. Keine Eintagsfliege. Ein volles Haus ist die Regel. „70 bis 80 Besucher haben wir immer“, schwärmt Kloke, die die jüngste Auszeichnung auch ihrem Publikum widmet. „Wir erfahren seit Jahren einen riesigen Zuspruch.“ Die Verbundenheit der Botnanger zu ihrem Buchladen ist groß. Das zeigen auch die vielen Glückwünsche, Blumen und E-Mails, die Kloke und Arlt erhalten haben.

Eine von fünf „besonders herausragenden Buchhandlungen“

Die Inhaber des Buchladens freuen sich, mit ihrem Konzept den Geschmack der Leute zu treffen. „Ich glaube schon, dass unser Publikum weiß, dass wir authentisch sind“, sagt Kloke. Die Buchhandlung sei im Laufe der Jahre zu einem Treffpunkt geworden. „Früher gingen die Leute zum Pfarrer oder Apotheker. Heute gehen sie zum Buchhändler“, sagt Kloke. Es werde viel diskutiert und gesprochen – über Politik und die Gesellschaft im Allgemeinen. „Wir beziehen Position – auch mit unserem Sortiment“, betont die Buchhändlerin. Werke von Thilo Sarrazin finde man bei ihr nicht. „Wer es aber bei uns online bestellen möchte: gerne. Wir betreiben keine Zensur“, betont Kloke. Aber man setze eben nicht nur auf die Bücher, die einen totsicheren Erfolg mit sich bringen. „Wir haben auch viele Werke von Kleinverlagen oder Debütanten.“

Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie es sich zudem zur Aufgabe gemacht, dem Nachwuchs Lesefreude zu vermitteln. Man organisiere unter anderem den Vorlesewettbewerb an der Franz-Schubert-Schule und Lesungen an vier weiteren Grundschulen. Und ihr Konzept kommt an. Die jüngste Auszeichnung zeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Rund 550 inhabergeführte Buchhandlungen hatten sich beworben. Mit der Einladung nach Kassel war klar, dass ein Platz unter den besten 108 Buchhandlungen sicher ist. „Als dann die 100 ,hervorragenden Buchhandlungen‘ aufgerufen wurden und wir nicht dabei waren, haben wir gedacht, dass wir vergessen wurden“, sagt Kloke. Mit einer Platzierung in der zweitbesten Kategorie „Bis zu fünf besonders herausragende Buchhandlungen“ hätten sie nie gerechnet. Eine Urkunde aus den Händen der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, sowie 15 000 Euro Preisgeld waren der Lohn. „Das Geld ist schon dreimal verplant“, sagt Kloke und lacht. Unter anderem soll eine neue Internetpräsenz her und „wir können etwas mutiger werden, was unsere Veranstaltungen betrifft“. So etwas wie einen Poetry Slam ins Leben zu rufen habe man sich früher nicht so leicht getraut. „Mit dem Preisgeld segeln wir auf etwas ruhigeren Bahnen durch das kommende Jahr. Aber es ist finanziell immer auf Kante genäht. Der Buchhandel ist nichts für Feiglinge“, sagt Kloke. Sie widmet den Preis auch ihren Angestellten Andrea Martin, Anna-Eva Greiner und der Auszubildenden Natalie Schukraft, deren Engagement vorbildlich sei.