Die Mieter des H7 haben am Freitag ihre Räume verlassen müssen. Sie berichten davon, dass abgeschlossene Türen gewaltsam geöffnet worden sind.
Stuttgart - Beim Auszug der Mieter aus dem Kreativzentrum H7 in der Heilbronner Straße haben Sicherheitskräfte die vermieteten Büros am Freitag noch vor Ablauf der Mietzeit geräumt. Die Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma patrouillierten bereits seit Tagen verstärkt vor dem Haus und verwehrten Besuchern den Zutritt. Nur Mieter erhielten noch Einlass. Im Zuge der Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 soll das Gebäude abgerissen werde.
Auch am Freitagnachmittag versperrten Mitarbeiter der Sicherheitsfirma alle Eingänge und verbarrikadierten die Türen teilweise mit Brettern. Aufgebrachte Mieter berichteten gegenüber der StZ, dass Sicherheitspersonal am Freitagmorgen außerdem die Türen mehrerer Büros im Gebäude gewaltsam geöffnet habe. „Vermutlich wollten sie sichergehen, dass sich nirgends mehr mögliche Hausbesetzer aufhalten“, sagte ein Mieter. „Das hat viele von uns sehr wütend gemacht, die Mietverträge laufen eindeutig noch bis zum 31. Dezember!“
Die Sicherheitsmitarbeiter hätten am Morgen allen Mietern, die am Freitag noch mit dem Auszug beschäftigt waren, eine Räumung am selben Tag bis 16 Uhr vorgeschrieben. „Nach 16 Uhr wollten sie niemanden mehr ins Gebäude lassen“, sagte ein Mieter. Allen, die sich danach in dem Gebäude aufhielten, drohe nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Sicherheitsmitarbeiter gaben am Freitag gegenüber der StZ vor Ort ebenfalls an, dass sie die Vorgabe hätten, das Gebäude noch am selben Tag zu räumen.
Eigentümer beauftragt Sicherheitspersonal
Einige Mieter und Beteiligte hatten die Nachricht über die Zwangsräumung am Freitagnachmittag über den Internetdienst Twitter verbreitet. Viele der Kreativen sind jetzt vor allem wütend, weil sie angeblich von den Vermietern, der Firma Raum auf Zeit, überhaupt nie eine schriftliche Kündigung erhalten haben. „Wir haben aus der Presse erfahren, dass wir so schnell ausziehen müssen. Bis heute liegt uns nichts Schriftliches vor“, sagte einer der Mieter. Zudem hätten viele für Einlasskarten und Schlüssel des Gebäudes Pfand bezahlt, das sie bisher nicht zurückerhalten hätten.
Alexander Matthies, Geschäftsführer von Raum auf Zeit, sagte gegenüber der StZ: „Wir haben lediglich wie vereinbart alle Räume, die bereits an uns übergeben waren, geräumt. Wir haben nur die Türen von jenen Büros öffnen lassen, die bereits offiziell an uns übergeben worden waren, aber ihre Türen abgeschlossen hatten.“ Es stimme nicht, dass es zu Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs kommen könne, zumal im Gebäude noch die Silvesterparty im Club Rocker 33 gefeiert werde. Das Sicherheitspersonal sei jedoch hauptsächlich vom bisherigen Eigentümer der Immobilie, der Firma CA Immo, beauftragt worden, sagte Alexander Matthies, der es „schade“ findet, dass im H7 nun alles auf diese Weise zu Ende gehe.