Auto-Konzern Daimler setzt auf Lastwagen-Geschäft

Im Alleingang soll Daimlers Truck- und Bus-Geschäft künftig schneller und wendiger sein. Vorstandschef Daum sieht gute Chancen, die Sparte profitabler zu machen. Das Geld wird aber auch gebraucht.
Stuttgart - Das Geschäft mit Lastwagen und Bussen soll Daimler in diesem Jahr wieder deutlich mehr Geld einbringen. Geld, das die Truck-Sparte des Stuttgarter Konzerns vor allem dafür braucht, die Entwicklung neuer Technologien voranzubringen, wie Vorstandschef Martin Daum betonte.
Es gebe zwei strategische Ziele zu erreichen: "Zum einen wollen wir unser Ertragspotenzial voll ausschöpfen", betonte er und stellte für 2021 sechs bis sieben Prozent Umsatzrendite in Aussicht - nach zwei Prozent im vergangenen Jahr. "Zum anderen wollen wir die Transformation unserer Industrie von der Spitze weg gestalten", sagte Daum.
Das Standardgeschäft von heute, das aktuell 90 Prozent des Umsatzes und 100 Prozent des Gewinns ausmache, werde in zehn Jahren nicht mehr der Umsatzträger sein, prophezeite Daum. Entsprechend wichtig sei die Fokussierung auf mit Wasserstoff oder batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge, aber auch die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens. "Wir wollen das aus eigener Kraft bezahlen und trotzdem eine attraktive Firma bleiben", sagte Daum. Deshalb müsse man weiter an der Effizienz arbeiten und Kosten senken - insbesondere in Europa.
Daimler will die Truck AG noch in diesem Jahr abspalten und an die Börse bringen, um sie schneller und wendiger zu machen. Zugleich soll sie sich stärker auf die Entwicklung der für den Nutzfahrzeugbereich wichtigen Technologien konzentrieren können. Für das laufende Jahr ist der Serienstart des eActros geplant, eines elektrisch betriebenen Lastwagens für den schweren Verteilverkehr. Ein E-Laster für die Langstrecke soll später kommen. Für die weitere Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben hat sich Daimler mit Volvo zusammengetan, beim autonomen Fahren mit der Google-Schwesterfirma Waymo - parallel zu einem eigenen Projekt mit der US-Robotikfirma Torc.
Das dafür gebrauchte Geld will Daum an anderer Stelle einsparen, etwa bei mittelschweren Motoren, die eher ein Nebengeschäft darstellen und künftig nicht mehr selbst, sondern vom US-Motorenbauer Cummins weiterentwickelt und gebaut werden sollen - allerdings am Daimler-Standort in Mannheim.
Dass die allmähliche Abkehr vom Verbrenner Arbeitsplätze kosten werde, sei unvermeidlich, betonte Daum erneut. Auf konkrete Zahlen und Zeiträume wollte er sich allerdings nicht festlegen. Daimler Truck hat weltweit aktuell rund 100.000 Mitarbeiter.
Gestützt auf eine inzwischen wieder spürbar gewachsene Nachfrage geht Daimler davon aus, Absatz und Umsatz in diesem Jahr deutlich steigern zu können. "Im zweiten Halbjahr 2020 hat unser Geschäft wieder deutlich angezogen, und diesen Schwung werden wir im laufenden Jahr beibehalten", sagte Daum.
Im Corona-Jahr 2020 hatte der Konzern mit 378.500 Lastwagen und Bussen ein gutes Viertel weniger verkauft als im Vorjahr. Der Umsatz ging um 22 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro zurück, das bereinigte operative Ergebnis gar um 75 Prozent auf 678 Millionen Euro. Ohne die Bereinigung, bei der bestimmte Sondereffekte herausgerechnet werden, waren es 525 Millionen Euro - ein Rückgang um 80 Prozent.
© dpa-infocom, dpa:210225-99-591728/3
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