Früher haben Autoknacker zehnmal öfter in Stuttgart zugeschlagen als heute. Doch das sollte Fahrzeugbesitzer nicht leichtsinnig machen: Die Täter sind noch da.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Dass Autoknacker deutlich seltener zuschlagen als noch vor Jahrzehnten, hat viele Autobesitzer offenbar nachlässiger gemacht. Das rächt sich: Im Stuttgarter Süden müssen gleich zwei Autofahrerinnen nun mehrere Hundert Euro Schaden beklagen. Und die Täter freuen sich über Bargeld und persönliche Papiere als Beute.

 

Als eine 24-Jährige am Mittwoch gegen 10.20 Uhr in der Alexanderstraße zu ihrem geparkten Citroen zurückkehrt, ist der Schreck groß: Die Beifahrerscheibe ist zersplittert, der Innenraum durchwühlt. Für die Täter war das offenbar wie eine Einladung, was sie im Inneren gesehen hatten. Seit der Mittagszeit des Vortags lag im Wagen eine schwarze Ledertasche, die nun fehlt. Darin befanden sich eine Geldbörse im Wert von über 100 Euro, plus 120 Euro Bargeld und diverse persönliche Papiere. Besonders ärgerlich: Die muss sich das Opfer nun bei den Behörden wieder ausstellen lassen. Außerdem ist der Wagen wegen der Reparatur für längere Zeit außer Gefecht.

Der Trend geht wieder nach oben

Offenbar müssen sich Autofahrer in Stuttgart wieder die Gefahr von Aufbrüchen bewusster machen. 1992, vor über 25 Jahren, war das noch ganz anders: Die Kriminalstatistik verzeichnete über 9600 Fälle – da wirken die knapp 650 Fälle im Jahr 2017 eher bescheiden. Wobei bei dieser Jahresstatistik wieder eine deutliche Steigerung zu verzeichnen war – 16,4 Prozent mehr.

Dass ein Auto nicht mehr so einfach aufgebrochen werden kann wie noch vor Jahrzehnten, als die Türstechermethode am Schloss eines VW Golf eine gebräuchliche Methode war, sollte heutige Autobesitzer nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. „Da wird halt einfach die Scheibe eingeschlagen“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz, „und meist fällt so etwas nicht einmal auf.“

Dies gilt auch für den zweiten Fall im Stuttgarter Süden, wo die Tatzeit ebenfalls nicht näher eingegrenzt werden kann. Zwischen 19 und 7.30 Uhr schlugen wohl dieselben Täter in der Bopserwaldstraße zu. Am Seat einer 52-Jährigen wurde die Beifahrerscheibe eingeschlagen. Zwei Ledertaschen hatten die Aufmerksamkeit der Täter erregt. Sie fanden aber nur eine leere Geldbörse, ließen einen Füllfederhalter mitgehen.

Warum die Zahl der Aufbrüche über die Jahre so stark zurückgegangen ist, können sich auch erfahrene Kripobeamte nicht erklären. „Zum einen könnte es an der Technik liegen“, heißt es, „das Türschloss lässt sich nicht mehr so einfach überwinden.“ Dass die Drogenszene für weniger Beschaffungskriminalität als vor 25 Jahren sorgt, wird dagegen weniger vermutet: „Es gibt genug Leute, die Geld brauchen“, heißt es. Freilich werden die Täter selten erwischt, so dass Aussagen schwierig sind. Die letzte Festnahme gelang im Oktober 2018: Zwei 15 und 17 Jahre alte Jugendliche hatten in Weilimdorf unverschlossene Autos geplündert.