A 81: Die Aktionsgemeinschaft zur Reduzierung der Lärmbelastung durch die Autobahn mahnt in Sachen Seitenstreifenfreigabe zwischen den Ludwigsburger Anschlussstellen Nord und Süd Taten an.

Ludwigsburg - Das Dutzend Jahre haben sie voll, die Nase auch. Vor zwölf Jahren hat sich die Aktionsgemeinschaft A 81 gegründet, die für eine Reduzierung der Lärmbelastung durch die zwischen Ludwigsburg und Asperg führende Autobahn kämpft. „Die AG A 81 wird einfach nicht beachtet“, lässt der Vorsitzende Reinhold Noz jetzt in einem Brief an den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann seinem Frust freien Lauf. Es seien im Laufe der Jahre zwar viele Gespräche geführt worden, geschehen sei allerdings so gut wie nichts. Vor einem Jahr schrieb Noz auch ans Regierungspräsidium Stuttgart und wollte Termine für die Arbeiten genannt bekommen. Auf eine Antwort wartet er bis heute.

 

Lärmschutz nicht verbessert

In seinem aktuellen Schreiben erinnert Noz an einen Termin aus dem Oktober 2017 im Büro von Ministerialdirektor Uwe Lahl. Seinerzeit habe der Behördenchef im Beisein von Landrat Rainer Haas, vom Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec und den Bürgermeistern aus Möglingen und Asperg zugesichert, dass bis zur Landtagswahl 2021 die Standspuren auf der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Ludwigsburg-Nord und -Süd entweder nutzbar oder in Bau seien. Der Termin sei nicht eingehalten worden, konstatiert Noz. Ja, räumt der AG-Sprecher ein: Die Standspur auf der Westseite (Fahrtrichtung Stuttgart) sei mittlerweile für den rollenden Verkehr freigegeben worden. Aber: Das sei stillschweigend ohne ein Planfeststellungsverfahren geschehen. Von einer temporären Öffnung könne angesichts des langen Zeitraums, die der Seitenstreifen schon als vierte Fahrspur genutzt werde, nicht mehr die Rede sein. Und der Lärmschutz sei auf dieser Seite auch nicht verbessert worden, kritisiert der Eigentümer eines Elektrotechnik-Unternehmens in Pflugfelden. Es sei noch nicht einmal überprüft worden, ob es durch die Vierspurigkeit höhere Anforderungen an den Lärmschutz gebe.

Während auf der Westseite immerhin schon die Standspur befahren werden kann, tut sich auf der Ostseite nichts – zumindest nicht zwischen den beiden Ludwigsburger Anschlussstellen Süd und Nord. Um eine durchgehende vierte Spur von Feuerbach bis nach Ludwigsburg-Nord zu haben, müsste die Brücke über die Landstraße 1140 (Pflugfelden – Möglingen) verbreitert werden. Obgleich die Anschlussstelle Ludwigsburg-Süd derzeit neu gestaltet werde, tue sich nichts in Sachen Brücke, sagt Noz. „Wenn Bürgerinnen und Bürger dies nachverfolgen, wie bürgerschaftliches Engagement und Interessenvertretung mit Füßen getreten wird und wie man zwingend notwendige Lärmschutzmaßnahmen nicht ausführt, sondern auf das Vergessen der Bürgerschaft setzt, ist es erschreckend, wie im baden-württembergischen Verkehrsministerium mit der Demokratie umgegangen wird.“

Verkehrsministerium nicht mehr zuständig

Das Verkehrsministerium wird es sich mit der Antwort auf diesen Brief einfach machen können. Es ist für die Verwaltung der Autobahnen, die es im Auftrag des Bundes in der Vergangenheit wahrgenommen hat, seit Jahresbeginn nicht mehr zuständig. Verantwortlich zeichnet nunmehr die Niederlassung Südwest der neu gegründeten Autobahn GmbH. Dort versichert man der Aktionsgemeinschaft immerhin, dass bei den Sanierungsarbeiten auf der A 81 im vergangenen Jahr „lärmarmer Gussasphalt“ aufgebracht worden sei. Den hätten die Fachleute als für diesen Abschnitt der Autobahn als den geeigneten erachtet, so Wolfgang Grandjean, Leiter der Autobahn-Gmbh-Unternehmenskommunikation in Stuttgart.

Ob es für die Freigabe der westlichen Standspur noch ein Planfeststellungsverfahren geben, ob zusätzlicher Lärmschutz verwirklicht wird und was auf der Ostseite der A 81 geplant ist, dazu kann die Autobahn GmbH nichts sagen. Dafür zeichnet die Deges, die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH verantwortlich, deren Vertreter gestern allerdings nicht zu erreichen waren. Die Homepage der Gesellschaft weist für die A 81 aber nur Projekte südlich von Stuttgart aus.

Gerade jetzt den Brief abzuschicken, dafür habe es keinen konkreten Anlass gegeben, sagt Reinhold Noz, langjähriger Stadtrat in Ludwigsburg und CDU-Ehrenmitglied, der zusammen mit sechs weiteren AK-Mitgliedern – zum größten Teil Mandatsträger der Christdemokraten, der SPD, der FDP und der Freien Wähler aus Ludwigsburg, Möglingen und Asperg – den Brief unterzeichnet hat. „Aber wann ist der Zeitpunkt besser als vor einer Wahl?“