Staus auf den Autobahnen im Südwesten sollen durch Ausbaumaßnahmen verringert werden. Durch die Baustellen verschärft sich die Situation aber zunächst, besonders an diesem Wochenende auf der A8.
Stuttgart - Es ist eine Warnung an alle Autofahrer, die das Regierungspräsidium Karlsruhe dieser Tage versandt hat. „Vollsperrung der A 8 zwischen den Anschlussstellen Pforzheim-Nord und Pforzheim-Ost“ lautet der Titel der Pressemitteilung. Tatsächlich wird eine der Hauptverkehrsadern im gesamten Südwesten, nämlich die Verbindung zwischen Karlsruhe und Stuttgart, in beiden Fahrtrichtungen das ganze Wochenende (Freitagabend bis Montagmorgen) über komplett gesperrt – was im gesamten nordwestlichen Bereich der Region Stuttgart Auswirkungen haben dürfte. Dabei ist die kurzfristige Abriegelung nur der Beginn einer weiteren, Jahre währenden Dauerbaustelle: Dort, wo täglich bis zu 100 000 Fahrzeuge die Senke des Enztals queren, wird die Asphaltpiste für 150 Millionen Euro von vier auf sechs Spuren angebaut und zugleich die Anbindung an die B 10 ertüchtigt. „Dadurch wird die letzte Lücke für den sechsstreifigen Ausbau der A 8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart geschlossen“, sagt der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).
Nicht nur bei Pforzheim wird an der Zukunft gebaut, auch an anderen Stellen – was aktuell zu teilweise massiven Behinderungen führt. Dies gilt beispielsweise für den weiteren Verlauf der A 8 zwischen Flughafen und Wendlingen, wo zurzeit durch den Bau von Stuttgart 21 täglich mehr als zehn Kilometer Stau zu verzeichnen sind. Der Blick ins Baustellen-Informationssystem des Landes zeigt freilich, dass mehrere Dutzend Maßnahmen parallel laufen, um die Autobahnen im Land zu ertüchtigen. Die momentan mit Abstand größte Maßnahme ist der im vergangenen Jahr begonnene und wohl noch vier Jahre dauernde, sechsspurige Ausbau der A 6 zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz. Kosten allein an dieser Stelle: 1,3 Milliarden Euro.
Bund und Land treiben Ausbau der Autobahnen voran
Und Bund und Land sind fest entschlossen, den Ausbau weiter voranzutreiben. Dies gilt konkret für die Planung eines neuen Albaufstieges zwischen Mühlhausen im Filstal und Hohenstadt auf der Schwäbischen Alb. Noch unter der alten Bundesregierung hat das Verkehrsministerium in Berlin dem Projekt am „Drackensteiner Hang“ neuen Schwung verliehen. Es geht dabei um eine Streckenlänge von 8,3 Kilometern, neue Tunnel- und Brückenbauwerke und Kosten von geschätzt mehr als 600 Millionen Euro. Nach Informationen unserer Zeitung könnte schon Anfang/Mitte kommenden Jahres Baureife bestehen. Bund und Land räumen dem Neubau des Albaufstiegs Priorität ein, weil dann die A 8 zwischen München, Stuttgart und Karlsruhe komplett auf sechs Spuren ausgebaut wäre. Die Straßenbauverwaltung arbeite mit Hochdruck daran, auch dieses Vorhaben so schnell wie möglich voranzutreiben, sagt Hermann: „Wir hoffen sehr, dass sich der Bund dafür entscheidet, den Albaufstieg auf die bewährte Art aus dem Straßenbauetat zu finanzieren, und bisherige Überlegungen eines Projekts der öffentlich-privaten Partnerschaft ad acta legt.“
Pforzheim am Wochenende weiträumig umfahren
Fast schon auf der Zielgeraden befindet sich die Planung für die Erweiterung der A 81 bei Böblingen/Sindelfingen. Schon Mitte dieses Jahres sollen alle Genehmigungen vorliegen. Dass der Ausbau Sinn und Zweck erfüllt, ist zurzeit auf der A 8 im Bereich des Stuttgarter Kreuzes und des Leonberger Dreiecks zu beobachten. Erst im Dezember ist dort der Bau einer vierten Fahrspur abgeschlossen worden – seither hat sich die Lage an dem wichtigen Knoten spürbar verbessert. Und nun wird also auch das vorerst letzte Nadelöhr auf der Tangente zwischen Stuttgart und Karlsruhe in Angriff genommen. Viele Autofahrer kennen die Senke im Enztal bei Pforzheim, wo der Verkehr regelmäßig ins Stocken gerät – von der Unfallgefahr einmal ganz abgesehen. Mit großem Aufwand wird die Trasse auf einer Länge von 4,8 Kilometern verbreitert, es wird aber auch viel in den Lärmschutz investiert für die direkt an der A 8 wohnenden Menschen des Stadtteils Niefern, die der Auto- und Lastwagenlärm belastet.
Da für die Erweiterung zudem vorhandene Brücken und Eisenbahnbauwerke abgerissen und neu errichtet werden müssen, kostet das Ganze 150 Millionen Euro. „Das Geld ist gut investiert“, befinden die Ministerialen in Bund und Land – was langfristig gilt. Am Wochenende empfiehlt es sich angesichts der Vollsperrung aber erst einmal, Pforzheim weiträumig zu umfahren.