Der Bund finanziert den A 8-Neubau zwischen Mühlhausen und Hohenstadt aus dem Haushalt, weil eine öffentlich-private Partnerschaft zwei Jahre länger dauert

Stuttgart - Der seit Jahrzehnten geplante Neubau der Autobahn 8 am Albtrauf ist ein bedeutendes Stück vorangekommen: „Der Albaufstieg wird aus dem Bundeshaushalt finanziert“, verkündete am Dienstag der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger (CDU), eine Entscheidung seines Hauses. Damit hat der Bund seine lange bevorzugte Variante, den sechsspurigen Ausbau von einem privaten Investor finanzieren zu lassen, zu den Akten gelegt.

 

Bilger begründete das Einlenken damit, dass das Festhalten an einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) weitere zwei Jahre Zeit in Anspruch nehmen würde – unter anderem wegen der notwendigen Ausschreibung. Außerdem hält er es für problematisch, wenn ein kleiner Streckenabschnitt privat finanziert und betrieben wird, die restliche Autobahn sich jedoch komplett in öffentlicher Hand befindet. Die abschließende Einschätzung habe deshalb zur Entscheidung für die konventionelle Finanzierung geführt. Bilger: „Das heißt, dass wir jetzt sehr schnell weiterkommen und in wenigen Jahren mit dem Bau beginnen können.“

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) begrüßte die Entscheidung des Bundes: „Wir haben lange darauf gewartet und ich bin froh, dass wir nun Klarheit haben.“ Eine weitere Verzögerung durch neuerliche Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen wäre der Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar gewesen. Das mit Abstand größte Straßenbauprojekt in Baden-Württemberg müsse jetzt so schnell wie möglich verwirklicht werden.

Die Planfeststellung läuft bereits

Das Planfeststellungsverfahren für den rund acht Kilometer langen Streckenabschnitt läuft bereits und soll im Herbst 2019 abgeschlossen sein. Dabei geht es um den Ausbau der bestehenden A 8 im Bereich der Anschlussstelle Mühlhausen und den sechsspurigen Neubau der Autobahn mit neuer Streckenführung bis Hohenstadt. Dies erfordert mehrere Tunnel und Brücken. In der aktuellen Planung ist auch vorgesehen, die alte Aufstiegstrasse als Bedarfsumleitungsstrecke zu erhalten. Ende vergangenen Jahres ging man in Berlin von Kosten in Höhe von 602,8 Millionen Euro aus. Hermann nannte dies jedoch die „untere Kante“, denn zum einen explodierten in der Bauwirtschaft wegen der hohen Nachfrage gerade die Preise, zum anderen zeige die Erfahrung, dass die Kosten bei großen Bauprojekten selten eingehalten würden. Das Projekt sei jedoch besser geplant als Stuttgart 21.

2026 könnte die Straße fertig sein

Bilger sagte, die Obergrenze der Kosten werde durch die Wirtschaftlichkeit definiert: „Der volkswirtschaftliche Nutzen der Strecke ist hoch genug, dass wir die üblichen Preissteigerungen verkraften können.“ Im Unterschied zu früheren Jahren verfüge der Bund außerdem über erheblich mehr Investitionsmittel, so dass man den Albaufstieg kurzfristig angehen könne. Hermann zufolge können schon im nächsten Jahr erste ökologischen Ausgleichsmaßnahmen in Angriff genommen werden – das Autobahnprojekt ist mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden. Falls der Baubeginn in den Jahren 2020/2021 gelingt, wäre die Straße 2026 fertig.

Die A 8 gehört im Bereich des Albaufstiegs zu den ältesten Autobahnstrecken Deutschlands. Die Abstiegs-Trasse wurde 1937, die Aufstiegs-Trasse im Jahr 1957 mit jeweils zwei Fahrstreifen fertig gestellt. Seit dieser Zeit gab es keine nennenswerten Um- oder Ausbauten. Schon aus Sicherheitsgründen sei es zwingend notwendig, die Zahl der Spuren zu erhöhen, sagte Hermann. Mit der Erweiterung von vier auf sechs Fahrstreifen werde das letzte Nadelöhr auf der A 8 beseitigt.