Autobauer behält Standort dauerhaft Porsche bekennt sich zum Strohgäu

Der Sportwagenhersteller hat in der Strohgäu-Gemeinde die bislang gemieteten Areale in der Schloßhaldenstraße gekauft. Auch die Außenstelle Rutesheim ging in den Besitz des Autobauers über.
Hemmingen/Rutesheim - Porsche macht die Standorte Hemmingen und Rutesheim (Kreis Böblingen) zu dauerhaften Unternehmenssitzen. Wo der Stuttgarter Sportwagenhersteller bisher als Mieter vor Ort war, ist er nun der Besitzer der Areale in den zwei Kommunen. Das teilte der Konzern am Donnerstag mit. „Die Flächen gehören Porsche seit Mai“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Zur Höhe des Kaufpreises schweigt der Konzern.
Beide Standorte sind Außenstellen des Porsche-Entwicklungszentrums Weissach, das dort seit 1971 seinen Sitz hat. Sie sollen in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. „Mit den Investitionen rüstet sich das Unternehmen für die Anforderungen, die sich aus dessen Hybridisierungs- und Elektrifizierungsstrategie ergeben“, heißt es in der Mitteilung des Konzerns weiter.
Derzeit arbeiten in Hemmingen rund 600 Porsche-Beschäftigte auf 27 000 Quadratmetern. Seit 20 Jahren entwickelt der Autobauer – mit anfänglich 200 Mitarbeitern – die SUV-Modelle Cayenne und Macan, den meistverkauften Porsche. Was der Konzern künftig mit dem Standort vorhat, darüber hält er sich noch bedeckt. „Die Planungen laufen gerade“, sagt die Sprecherin. Vom Leiter der Baureihe SUV, Hans-Jürgen Wöhler, ist zu hören: „Die vierte Generation des Cayenne spielt in der langfristigen E-Mobilitätsstrategie von Porsche eine große Rolle. Mit der Entscheidung, Hemmingen zu einem dauerhaften Porsche-Sitz zu machen, haben wir nun Planungssicherheit.“ Den neuen Cayenne bietet Porsche auch als E-Hybrid an. Über die Motorstrategie von künftigen Cayenne-Generationen äußere man sich zu gegebener Zeit, sagt die Sprecherin.
Hemminger Bürgermeister freut sich
Insgesamt investiert der Autobauer bis zum Jahr 2022 mehr als sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität. Am Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen baut er von 2019 an Mission E, seinen ersten reinen Elektrosportwagen. Eine Elektrifizierung der nächsten Generation des Macan ist laut der Sprecherin denkbar. „Eine finale Entscheidung zur Zukunft des Antriebs ist aber noch nicht gefallen.“ Porsche werde auf die Entwicklung des Marktes reagieren. „Daher können wir zum Entwicklungsstandort eines potenziell elektrifizierten Macan aktuell keine Angaben machen.“
Der Hemminger Bürgermeister hört die Entscheidung des Autobauers gern. Er habe vor etwa zwei Wochen vom Verkauf durch die Firma Schloßhalde Grundstücksverwaltungsgesellschaft erfahren, sagt Thomas Schäfer (CDU). „Das Bekenntnis zum Standort Hemmingen freut uns“ – zumal die Frage, ob der Konzern Interesse an einem längerfristigen Verbleib am Standort habe, stets „wie ein Damoklesschwert über der Gemeinde“ gehangen habe.
80 Prozent weniger Gewerbesteuereinnahmen
Trotz seiner Erleichterung erinnert der Rathauschef mit einigem Bedauern an die Übernahme von Porsche durch Volkswagen. „Unsere Freude über den Kauf des Areals wäre umso größer, wenn Porsche selbstständig wäre“, sagt Thomas Schäfer. Er spielt auf die drastisch gesunkenen Gewerbesteuereinnahmen an: Seit 2013 zahlt der Autobauer seine Gewerbesteuer über den Wolfsburger Mutterkonzern. Nur noch rund ein Fünftel dessen, was Porsche bis dahin in Hemmingen an Gewerbesteuer abführte, landet seitdem in der Gemeindekasse der Strohgäu-Kommune.
Der Standort Rutesheim wurde 2015 als zusätzliche Außenstelle des Entwicklungszentrums Weissach erschlossen. Bis Porsche einzog, waren hier der letzte Sitz und einige Werkhallen des einstigen Traditionsunternehmens Drescher. Auf rund 7000 Quadratmetern Werkstattfläche werden im Gewerbegebiet Schertlenswald Fahrzeuge aller Modellreihen für ihre Erprobungsfahrten vorbereitet. „Die innovative Ausrüstung“ sei Vorreiter für alle künftigen Werkstattflächen des Unternehmens.
230 Büroarbeitsplätze in Rutesheim
Seit 2016 stehen in Rutesheim auch etwa 230 Büroarbeitsplätze für die Mitarbeiter im Bereich Einkauf zur Verfügung. „Die Hybridisierungs- und Elektrifizierungsstrategie von Porsche stellen auch Lieferanten vor neue Herausforderungen. Zentrale Aufgabe der Beschaffung ist es, Zulieferer auszuwählen, die unsere anspruchsvollen Erwartungen erfüllen können – nicht nur für das Entwicklungszentrum, sondern für das gesamte Unternehmen“, sagt Kevin Giek, der Leiter Beschaffung bei Porsche.
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