Der Aufsichtsrat von VW hat am Freitag einen weitreichenden Konzernumbau beschlossen. Scania und MAN sollen demnach enger zusammenarbeiten. Das Personalkarussell dreht sich auch bei Audi.

Stuttgart - Der Aufsichtsrat von VW hat am Freitag in einer Sitzung in Stuttgart einen weitreichenden Konzernumbau beschlossen. Offiziell verkündet werden soll er allerdings erst am Samstag, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, weil zunächst auch die Kontrollgremien von Audi und MAN zustimmen sollen. Gravierende Veränderungen ergeben sich dadurch dem Vernehmen nach vor allem für das Lkw-Geschäft. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch arbeitet seit vielen Jahren mit zäher Energie an dem Plan, eine Lkw-Sparte zu schaffen, die dem Weltmarktführer Daimler Paroli bieten kann. Dazu hat der Wolfsburger Konzern zunächst gegen viele Widerstände den schwedischen Nutzfahrzeughersteller Scania unter seine Kontrolle gebracht und dann Schritt für Schritt die Mehrheit des Münchner Wettbewerbers MAN übernommen.

 

Schon seit Jahren sprechen Scania und MAN darüber, wie sie gemeinsame Sache etwa bei der Entwicklung von Komponenten wie Achsen oder Getrieben machen könnten. Doch offenbar ist die Allianz bisher nicht so richtig vorgekommen. Dies mag damit zu tun haben, dass beide Lkw-Bauer sehr selbstbewusste Unternehmen sind und manche Narben eines 2006 gescheiterten Übernahmeversuchs von MAN noch nicht verheilt sind. Scania-Chef Leif Östling verurteilte die Attacke damals als „Blitzkrieg“ gegen Schweden. Scania gilt als profitabelster Autobauer der Welt.

Die bis jetzt recht dünnen Ergebnisse der Allianz könnten aber auch auf die Besonderheiten des Lkw-Geschäfts zurückzuführen sein. Die Generationswechsel der Fahrzeugmodelle erfolgen deutlich langsamer als bei Personenwagen, Änderungen in der laufenden Serie sind jedoch recht teuer. Zudem begrenzen die im Vergleich zum Pkw-Geschäft kleineren Stückzahlen die finanziellen Vorteile von Lkw-Allianzen. Heikel ist zudem die Vereinheitlichung von Fahrerkabinen und Motoren, weil sie den Kern der Markenidentität prägen.

Engere Zusammenarbeit

Um auf der Suche nach Gemeinsamkeiten schneller voranzukommen, will der VW-Konzern nun, wie zu hören ist, eine neue Führungsorganisation für die gesamte Lkw-Sparte schaffen, die neben Scania und MAN auch die Marke VW einschließt. An der Spitze soll Scania-Chef Leif Östling stehen, der Jochem Heizmann im Konzernvorstand ablöst. Heizmann war erst vor zwei Jahren auf den damals neu geschaffenen Vorstandsposten gekommen, und sollte damit Regisseur einer engeren Zusammenarbeit von MAN und Scania sein.

Um dem gewachsenen Gewicht des China-Geschäfts Rechnung zu tragen, will der VW-Konzern nun einen eigenen Vorstandsposten für dieses Land schaffen. Mehr als ein Viertel des Absatzes entfällt auf das aufstrebende Riesenreich, und mit hohen Investitionen für den Ausbau der Fertigung sind die Weichen für weiteres Wachstum gestellt worden.

Neumann soll abgelöst werden

Der neue Vorstandsposten für China soll dem Vernehmen nach aber nicht mit dem bisherigen VW-China-Chef Karl-Thomas Neumann besetzt werden, mit dessen Leistungen VW-Chef Winterkorn unzufrieden sein soll. Neumann wurde bis vor nicht allzu langer Zeit noch als einer der möglichen Nachfolger von Konzernchef Winterkorn gehandelt. Wie die Onlineausgabe des „Manager-Magazins“ meldete, soll Neumann nun von Lkw-Vorstand Jochem Heizmann abgelöst werden.

Neubesetzungen sind auch im Audi-Vorstand geplant. Entwicklungschef Michael Dick soll, wie zu hören ist, von Bentley- und Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer abgelöst werden, der erst vor einem Jahr Chef der beiden VW-Nobelmarken wurde und zuvor Entwicklungschef von Porsche war. Als Nachfolger von Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer wird VW-Marketingchef Luca de Meo gehandelt. Schwarzenbauer war vor dem Einstieg bei Audi vor vier Jahren Nordamerikachef von Porsche. Schwarzenbauer löste damals Ralph Weyler ab. Bei diesem Wechsel soll der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mehr als ein Wörtchen mitgeredet haben. Dies gilt heute als Schwarzenbauers Handicap.